„Die trockenen und heißen Sommer der letzten Jahre haben uns ins Bewusstsein gerufen, wie kostbar Wasser ist. Bei steigenden Temperaturen und in längeren Trockenphasen erhöht sich die Nachfrage nach Wasser bei den Menschen sowie in der Natur. Die Klimakrise stellt uns vor die große Herausforderung, die Wasserversorgung für uns Menschen klimastabil zu gestalten. Gleichzeitig müssen wir, um die Artenvielfalt zu erhalten, dafür zu sorgen, dass auch Pflanzen und Tiere mit genug Wasser versorgt werden. Im Hessischen Ried ist die Grundwassersituation nicht erst seit den drei vergangenen trockenen Jahren angespannt, da von dort die Bevölkerung und Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Main mit Wasser versorgt werden sowie intensive Landwirtschaft betrieben wird. Deshalb wurden im Rahmen des „Runden Tisch Grundwasser“ Maßnahmen beschlossen und von der Landesregierung umgesetzt, die zur Verbesserung des Wasserhaushalts im Hessischen Ried beizutragen“, erklärte Staatssekretär Conz, der am ersten Tag seiner Sommertour drei dieser Maßnahmen besuchte.
Pfungstädter Moor wird wiedervernässt
„Mit der Wiedervernässung des Pfungstädter Moors schützen wir eine Vielzahl bedrohter Pflanzen- und Tierarten und leisten gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Rund 200.000 Euro jährlich sollen künftig zum Schutz von Zwergdommel, Drosselrohrsänger, Blaukehlchen und Bekassine, Wasserfrosch, Scheinzypergras-Segge und weiteren wassergebundenen Arten in die Renaturierung des Pfungstädter Moores fließen. Durch den Erhalt des Moores und damit seiner Fähigkeit, CO2 zu speichern, können jährlich Emissionen in Höhe von 600 bis 1.200 Tonnen CO2-Äquivalent gebunden werden“, sagte Oliver Conz bei seinem Besuch vor Ort. Das Naturschutzgebiet Pfungstädter Moor im hessischen Ried soll durch Zuleitung von Wasser langfristig wieder als regional bedeutsames Feuchtgebiet dienen. Ziel der ab 2022 geplanten Maßnahmen ist es, in Trockenjahren offene Wasserflächen und vernässte Bereiche im Zentrum des Moores zu sichern. Geplant ist eine Kombination aus oberirdischer Versickerung und Direkteinleitung von aufbereitetem Rheinwasser in das vorhandene Rinnensystem. Dieses Grabensystem war in den Jahren 2006 bis 2016 mit Finanzmitteln von Naturschutzverbänden, Landkreis Darmstadt-Dieburg und Regierungspräsidium Darmstadt angelegt worden. Mithilfe der Zuwässerung soll der Grundwasserstand im Moor um 25-50 cm angehoben werden. Voraussichtlich ab Frühjahr 2022 wird die Umsetzung der neuen Maßnahmen starten.
Gernsheimer Wald wird bewässert
„Unsere Wälder sind Opfer der Klimakrise und gleichzeitig wichtige Klimaschützer. Um unsere Wälder trotz Trockenheit, Hitze und Stürmen zu erhalten, setzt Hessen landesweit zahlreiche Maßnahmen um, um einen klimastabilen Mischwald aufzubauen. Im Hessischen Ried ist die Situation für die Wälder nach jahrzehntelanger Absenkung des Grundwasserspiegels aufgrund des immer noch niedrigen Grundwasserspiegels besonders angespannt. Neben waldbaulichen Maßnahmen wird jetzt unter anderem ein Forschungsvorhaben im Gernsheimer Stadtwald umgesetzt, bei dem ein Teil des Waldes von oben bewässert wird“, erklärte Staatssekretär Oliver Conz, der sich während seiner Sommertour das Vorhaben anschaute. Das auf drei Jahre angelegte Forschungsvorhaben der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt und des Ingenieurbüros BGS Umweltplanung GmbH wird mit finanzieller Unterstützung durch den Waldklimafonds (706.000 Euro) und das Land Hessen (58.000 Euro) umgesetzt. Je nach Bodenfeuchte wird der Zuwässerungsbedarf ermittelt und die Zuwässerung oberirdisch so gesteuert, dass von dem Wasser nur geringe Mengen zum Grundwasser absickern. Der Grundwasserspiegel wird somit durch das Vorhaben nicht angehoben und die Gefahr von Kellervernässung in der Umgebung nicht erhöht. Der Wasserverband Hessisches Ried unterstützt das Vorhaben maßgeblich, indem er das in Biebesheim aufbereitete Rheinwasser für das jetzt gestartete Forschungsvorhaben zur Verfügung stellt.
Wasserwerk Biebesheim bereitet Wasser auf
Im Wasserwerk Biebesheim wird seit 1979 Rheinwasser in einem aufwendigen Verfahren bis zur Trinkwasserqualität aufbereitet und dann in unterirdischen Anlagen oder in ehemaligen Entwässerungsgräben versickert. Mit dieser Infiltration können die Grundwasserstände unabhängig von der Grundwasserneubildung und dem Niederschlag gesteuert werden. Am Bau der Infiltrationsanlagen hatte sich das Land Hessen finanziell in erheblichem Maße beteiligt. „Die Infiltration mit aufbereitetem Rheinwasser trägt dazu bei, dass der Grundwasserspiegel im Hessischen Ried auf einem Niveau gehalten wird, damit landwirtschaftliche Brunnen nicht trockenfallen. Da wir in Zeiten der Klimakrise vermehrt mit Trockenphasen und dann mit einem erhöhten Wasserbedarf rechnen müssen, wollen wir nun eine Ausweitung der Rheinwasseraufbereitung prüfen. Der Wasserverband Hessisches Ried plant hierzu eine Studie, die finanziell vom Land unterstützt werden soll“, erklärte Staatssekretär Oliver Conz.