Markthalle für regionalen Einkauf und lokale Logistikstrukturen
Erste Station am Vormittag des dritten Tages der Sommertour ist der Besuch der Markthalle in Eschwege. Sie ist ein Zusammenschluss von Landwirten und Landwirtinnen aus dem Kreis Werra-Meißner, aufgebaut mit dem Ziel, die Vermarktung von regional und biologisch erzeugten Lebensmitteln in der Region voranzutreiben und damit die regionale Wertschöpfung zu stärken.
Der Aufbau der Markthalle Werra-Meißner wurde im Rahmen eines LEADER-Projektes 2021 mit Landes- und EU-Mitteln in Höhe von 120.000 Euro unterstützt. „Die Zusammenarbeit in der Region zwischen dem Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner, dem Kreisbauernverband Werra-Meißner e.V. und dem Zentrum für ökologische Landwirtschaft e.V. als Träger der Ökomodell-Region Nordhessen ist in vorbildlicher Weise gelungen“, betont Landwirtschaftsminister Jung. Er zeigt sich beeindruckt von der Vielfalt des Warenangebotes und der Anzahl der beteiligten Betriebe. Die Markthalle umfasst unverarbeitete Rohwaren wie Gemüse, Obst, Eier, Molkereiprodukte oder Fleisch. Auch vorverarbeite Produkte, wie geschälte Kartoffeln und gewürfelte Zwiebeln können dort erworben werden.
Verzicht auf lange Transportwege ist gut fürs Klima
„Der Kauf von regionalen Produkten unterstützt die lokale Wirtschaft und fördert kleinere Betriebe in der Umgebung. Darüber hinaus ergeben sich eine höhere Transparenz und Wertschätzung aufgrund der Rückverfolgbarkeit der Lieferkette“, sagt Ingmar Jung. Geschäftsführerin Ines Wollschack erklärt während der Führung, dass sich das Angebot vor allem an die Außerhausverpflegung, wie Großküchen, Caterer, den Gastrobereich und Betriebskantinen richtet. Perspektivisch werde mit dem Angebot für Privatkunden geplant. Die Markthalle ist Partner verschiedener Projekte der Ökomodell-Regionen in Nordhessen.
Ausgezeichnetes Gut Fahrenbach
Nächster Stopp im Werra-Meißner-Kreis ist das Hofgut Fahrenbach in Witzenhausen: Es ist in Hessen ein Pionier der mobilen Schlachtung und hat von 2017-2019 am Europäischen Innovationsprojekt „Extrawurst“ teilgenommen. Der Erfolg dieses Projekts hat zu einer Änderung des EU-Fleischhygienerechts geführt, die seit September 2021 stressfreie Schlachtung im Herkunftsbetrieb ermöglicht. Außerdem ist das Hofgut unter der Betriebsleitung von Sarah und Sven Gabriel Preisträger im Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau 2024. Landwirtschaftsminister Jung zeigt sich beeindruckt vom Engagement des Bioland-zertifizierten Hofes: „Hessen fordert eine Trendwende gegen das Sterben regionaler Schlachtbetriebe und die seit Jahren anhaltende stetige Abnahme handwerklicher Fleischverarbeitung. Sie haben mit der mobilen Schlachtung eine großartige Alternative entwickelt.“
Gut Giesenhagen – „Landschaftspflege mit Geschmack“!
Unter diesem Motto betreiben Burkard Ernst und Farina Täuber das Gut Giesenhagen am Rande des Kaufunger Waldes in Großalmerode. Schwerpunkt des Biobetriebs ist die Landschaftspflege mit Schaf- und Ziegenhaltung. Landwirtschaftsminister Ingmar Jung besucht einen Teil der Schafherde und lobt im Rahmen einer Planwagenfahrt die „aufwändige und sehr wichtige Pflege der Kulturlandschaft“. Mit Burkhard Ernst, der Vorstandsmitglied im Hessischen Schafzuchtverband ist, diskutiert Jung über die Herausforderungen für Weidetierhalter und die Unterstützung der hessischen Landesregierung, beispielsweise beim Thema Schlachtung. Rund 400 Mutterschafe hält Gut Giesenhagen, auch Wasserbüffel, Legehennen, Gänse und Pferde leben mit der Familie auf dem Hofgut - die Tiere werden direkt ab Hof vermarket. Naturschutz, biologische Vielfalt und der Erhalt alter Rassen sind den Öko-Landwirten wichtig.
Besuch auf dem Hof von Bauernpräsident Karsten Schmal
Zum Abschluss eines aufschlussreichen Tages, an dem nachhaltige Fleischerzeugung und regionale Vermarktungskonzepte im Fokus standen, besucht Staatsminister Ingmar Jung den Hof von Karsten Schmal. Der Präsident des Hessischen Bauernverbandes und Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes bewirtschaftet mit seinem Sohn und seiner Frau in Waldeck-Sachsenhausen knapp 250 Hektar Weide- und Ackerland. Auf 400 Metern Höhe halten sie mehr als 200 Kühe. Mit Jung sprechen sie über Betriebsstrukturen, die vom Land unterstützte Impfung gegen die Blauzungenkrankheit und weitere aktuelle Themen. Außerdem demonstriert Schmal dem Landwirtschaftsminister die Funktionsweise der Melkroboter. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie wirklich entspannte Tiere hier mit modernster Technik gemolken werden“, bemerkt Jung.