Jung bei Galloway-Züchter Molter

Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat

Tag 6: Landwirtschaft in ihren vielen Facetten

Am Samstag ist Staatsminister Ingmar Jung mit besorgten Weidetierhalten, zukunftsorientierten Weinanbau-Experten und innovativen Landwirten im Gespräch.

Weidetierhalter in Heidenrod schildern ihre Situation

Der Besuch von Landwirtschaftsminister Ingmar Jung auf dem Hof Grilseifen in Heidenrod-Watzelhain steht ganz im Zeichen der Weidetierhaltung und des Umgangs mit dem Wolf. Arno Molter und Bettina Baur betreiben hier im Rheingau-Taunus-Kreis einen Biobetrieb mit etwa 100 Galloway-Rindern zum Verkauf von Zuchttieren und zur Fleischvermarktung. Die Förderung von Schutzmaßnahmen gegen den Wolf ist für die beiden ein essentielles Anliegen. „Ich nehme die Sorgen der Weidetierhalter sehr ernst und wir tun mit Nachdruck alles, was uns als Land möglich ist, um Menschen wie Arno Molter und Bettina Baur bei ihrer Arbeit zu unterstützen“, sagt Jung anlässlich des Termins im Rahmen seiner Sommertour. Jung setzt dabei auf den Dialog mit den Züchtern und möchte die „Trendwende Wolf“ weiter vorantreiben: „Mit der eingeleiteten Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht haben wir hier einen wichtigen Schritt gemacht. Zudem verbessern wir die Unterstützung der Weidetierhalter für mehr Prävention und entbürokratisieren die Entschädigungsleistungen des Landes bei Wolfsrissen“, erklärt der Landwirtschaftsminister.

Vorzeigeprojekt für den Weinanbau an der hessischen Bergstraße

Weiter geht es gen Süden: hier besucht  Weinbauminister Ingmar Jung das Klimafolgeanpassungsprojekt am Bergsträßer Reben- und Blütenhang in Zwingenberg. Das seit 2016 laufende Projekt ist wichtig für den Erhalt und die Entwicklung der weinbaulich geprägten Kulturlandschaft. 2025 soll es abgeschlossen werden.

Der Weinbauminister zeigt sich beeindruckt von den Fortschritten und betont die Bedeutung solcher Projekte für die Zukunft der Landwirtschaft und den Erhalt der Kulturlandschaft: „Oberstes Ziel der Weinbergsflurbereinigungen an der Bergstraße ist der Erhalt und die Entwicklung der weinbaulich geprägten Kulturlandschaft“, sagt Jung bei dem Termin. Während des Besuchs präsentiert das Projektteam des zuständigen Amtes für Bodenmanagement Heppenheim in Begleitung von Bürgermeister Holger Habich und Mitgliedern der Teilnehmergemeinschaft die verschiedenen Maßnahmen, die bereits umgesetzt wurden: Darunter die neu installierte Bewässerungsanlage, die eine effiziente Wasserversorgung der Weinberge sicherstellt, und die neugestalteten Weinberge, die durch ihre Struktur und Pflege einen wichtigen Beitrag zur Erosionskontrolle leisten. Die nun regelmäßige Durchfeuchtung des Bodens führt zudem dazu, dass der Boden Starkregenereignisse besser abfedern und Wasser aufnehmen kann.

Jung lobt das Engagement aller Beteiligten und betont, wie wichtig solche Initiativen für die Anpassung an die Klimafolgen und die nachhaltige Entwicklung der Region im Hinblick auf den Erhalt des Weinbaus, der ökologischen Vielfalt und der Förderung des Fremdenverkehrs sind: „Weinbau, Naturschutz und Tourismus stehen hier in einem Spannungsfeld. Hier ist ein großes Miteinander aller Beteiligten wichtig, damit die Kulturlandschaft hessische Bergstraße auch in Zukunft weiterhin attraktiv bleibt.“

Gibt es bald Kichererbsen aus Südhessen?

Als Falafel oder Hummus verarbeitet, sind Kichererbsen hierzulande längst beliebtes Lebensmittel. In der Fruchtfolge der heimischen Landwirtschaft sind sie allerdings noch selten. Mit dem Projekt „Hier bin ich! Kann die Kichererbse in Südhessen heimisch werden?“ wird nun erforscht, ob die Anbaubedingungen in Südhessen für Kichererbsen geeignet sind und damit einen Beitrag zu gesunder Ernährungsweise leisten können. Denn die steigende Nachfrage nach pflanzlichen Proteinquellen und die veränderten Bedingungen durch den Klimawandel rücken die trockenheitsresistente Kichererbse auch in Deutschland stärker in den Fokus. Ihre Vielseitigkeit und Lagerfähigkeit, kombiniert mit den Anbaubedingungen in Südhessen, machen den grobkörnigen Hülsenfrüchtler zu einer vielversprechenden Kultur.

Ziel des Projekts ist es, herauszufinden, ob die Kichererbse in Südhessen heimisch werden kann. „Ich freue mich, dass gleich vier landwirtschaftliche Betriebe aus der Region eingebunden sind und die Praxistauglichkeit des Projekts damit eine besondere Bedeutung erfährt“, sagt Landwirtschaftsminister Ingmar Jung bei der Übergabe eines Zuwendungsbescheids an den Ersten Kreisbeigeordneten des Landkreises Darmstadt-Dieburg, Lutz Köhler, auf dem Kohlbacher Hof in Otzberg.

95.000 Euro für die Projektarbeit „Ökomodellregion Süd“

Das Projekt wird mit Landesmitteln in Höhe von 95.000 Euro gefördert und wurde im Rahmen der Projektarbeit „Ökomodellregion Süd“ entwickelt. Die Betreuung erfolgt dabei durch zwei Managerinnen der Ökomodellregion Süd, Sylvia Barrero-Stadler (Odenwaldkreis) und Alexandra Hilzinger (Landkreis Darmstadt-Dieburg).

Auf dem Kohlbacher Hof wird die „neue Pflanze“ in Augenschein genommen. Das für Kartoffelzucht und -anbau bekannte landwirtschaftliche Unternehmen baut seit 2017 auch Quinoa an und ist einer der vier Testbetriebe beim Kichererbsen-Anbau. Zusammen mit den Landwirten Mario Schuchmann (Ober-Ramstadt), Thomas Schaffer (Klein-Zimmern) und Siegbert Ochsenschläger (Biblis) baut Johannes Böhm die Kichererbsen auf einer Gesamtfläche von mehr als fünf Hektar an. Das Projekt wird dokumentiert mit Fotos, Videos und einem Feldtagebuch, um die Ergebnisse nach Abschluss der Testphase den landwirtschaftlichen Betrieben zur Verfügung zu stellen.

„Für die regionale Lebensmittelwirtschaft und für die Außer-Haus-Verpflegung eröffnet die Kichererbse neue Perspektiven, um hochwertige, pflanzliche Proteine in die Speisepläne von Schulen, Kantinen, Mensen und Restaurants zu integrieren“, so Landwirtschaftsminister Jung. Auch der Erste Kreisbeigeordnete Lutz Köhler zeigt sich sehr angetan: „Kurze Wege, gesund und beliebt, so kann Regionalität schmecken.“

Hintergrund

Die „Ökomodellregion Süd“ wurde 2018 vom Land Hessen als Fördergebiet anerkannt. Sie wird getragen vom Landkreis Darmstadt-Dieburg in Kooperation mit dem Odenwaldkreis, den Landkreisen Bergstraße und Groß-Gerau sowie der Wissenschaftsstadt Darmstadt.

 

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