Der neue Klimaplan Hessen ist vom Kabinett beschlossen und damit in Kraft und wurde heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz von Umweltministerin Priska Hinz und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir vorgestellt.
„Wir machen Hessen bis spätestens 2045 klimaneutral. Dafür legen wir mit dem neuen Klimaplan Hessen ein umfangreiches Maßnahmenpaket vor, an dem alle Ministerien der Hessischen Landesregierung mitgearbeitet haben. Die Fördermittel haben wir im Vergleich zur Finanzierung des letzten Klimaplans im Doppelhaushalt 2023/24 bereits auf 370 Millionen Euro verdoppelt. Es wird auf dem Weg zur Klimaneutralität keine Ausreden geben können: Bei Abweichung vom Zielpfad schreibt das Klimagesetz eine Verschärfung der Maßnahmen vor. Wird eine Nachbesserung notwendig, werden wir das tun, denn es geht um nicht weniger als die Bewältigung einer der größten Herausforderung unserer Zeit – der Klimakrise. Mit dem neuen Klimaplan Hessen legen wir dafür den nächsten Meilenstein“, erklärten Umweltministerin Priska Hinz und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir.
Der heute vorgelegte Klimaplan nutzt das komplette Handlungsspektrum der Landesregierung und ist damit inhaltlich breiter aufgestellt als der bisherige Integrierte Klimaschutzplan Hessen 2025 (IKSP). Anreize für den Klimaschutz und die Klimawandelanpassungsmaßnahmen werden in Form von Förderungen und Beratungsangeboten verstärkt. Gleichzeitig werden Klimaschutz und Klimawandelanpassung in den nächsten Jahren zunehmend in Gesetzen und Verordnungen verankert (siehe Klimacheck, §7 Klimagesetz). Alle Maßnahmen sind darauf ausgelegt, das Zwischenziel einer Treibhausgasreduktion um 65 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 1990 zu erreichen. Für die Zielerreichung ist es nötig, dass EU, Bund, Land und Kommunen gleichermaßen ihre Maßnahmen verstärken. Nur gemeinsam können die Klimaziele erreicht werden.
CO2 - neutrale Landesverwaltung als Vorreiter
Die gesamte Landesverwaltung wird bis zum Jahr 2030 und darüber hinaus klimaneutral gestellt und geht als Vorbild voran. Zu den wegweisenden Maßnahmen im Klimaplan gehören die Vorgabe ambitionierter energetischer Standards, die Erweiterung und Aufstockung der Gebäudesanierungsprogramme (z.B. COME und COME Hochschulen) sowie die Verringerung der Emissionen bei Mobilität und Beschaffung der Landesverwaltung. Die Maßnahme wird federführend vom Finanzministerium gesteuert.
Starker kommunaler Klimaschutz
„Wir gehen als Land voran, aber ohne die Kommunen geht es nicht. Mittlerweile haben sich schon 367 Kommunen dem Bündnis der Klima-Kommunen angeschlossen. Der kommunale Einsatz ist groß und das wollen wir künftig noch besser unterstützen“, ergänzte Ministerin Hinz. Die Klima-Richtlinie, als Förderprogramm für Klimaschutz und Klimaanpassung, wird weiter ausgebaut. Konkret wird zukünftig Klimapersonal in Kommunen bezuschusst als Anschluss zur Bundesförderung, ebenso wie Quartierskonzepte im Bereich Klimawandelanpassung. Auch die Förderung für Zisternen wird in die kommunale Förderung zur Haus- und Hofbegrünung integriert. Die LEA wird personell gestärkt, sodass sie zukünftig die Klima-Kommunen noch besser und auch intensiver vor Ort beraten kann. Zum Beratungsangebot gehören Schulungsmaterialien für die Verwaltung, Muster-Verträge oder Ausschreibungshilfen für die Beschaffung.
Landnutzung neu denken
Der Klimaplan enthält insgesamt 22 Landnutzungsmaßnahmen, für die im Doppelhaushalt rund 30 Millionen Euro zur Verfügung stehen. „Klimaschutz und die Anpassung an die unvermeidbaren Folgen der Klimakrise sind hier besonders eng verknüpft“, erklärte Ministerin Hinz.
Moore beleben, Wasserrückhalt im Wald stärken
Besonders die Renaturierung von Mooren ist wichtig. Moore weltweit speichern doppelt so viel CO2 wie alle Wälder zusammengenommen und sind auch in Deutschland die größte Kohlenstoffsenke. Zusätzlich sind sie wichtig für den Wasserrückhalt in den hessischen Wäldern. Waldmoore werden daher renaturiert, auch um Emissionen zu reduzieren und seltene und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Mit der Renaturierung wird bereits 2023 begonnen. Hinzu kommt eine Moorberatung für alle Waldbesitzenden. Zudem fördert der Klimaplan den Wasserrückhalt im Wald, um die Wasserversorgung der Waldökosysteme, insbesondere während Trockenperioden, zu verbessern und die Gefahren für Hochwasser zu senken. Für den Privat- und Kommunalwald bringt das Land eine entsprechende Förderrichtlinie auf den Weg. Mit Blick auf die steigende Waldbrandgefahr werden Feuerlöschteiche angelegt.
Landwirtschaft: 100 Hektar Agroforst für Hessen
Im landwirtschaftlichen Bereich werden vielfältige Maßnahmen auf den Weg gebracht, um Emissionseinsparungen zu erzielen und um die Landwirtschaft für heißere, trockenere Sommer zu rüsten. Ein Beispiel ist die Förderung von Agroforstsystemen. Sie verringern die Emissionen und speichern zusätzlich Kohlenstoff im Boden. Der Wasserhaushalt verbessert sich über Beschattung und Windschutz. Neben Erosionsschutz fördert diese Art der Bewirtschaftung auch die Biodiversität und trägt zum Biotopverbund bei. Daher hat sich die Landesregierung mit dem Klimaplan zum Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 100 Hektar Agroforstsysteme in Hessen neu zu schaffen. Ein Beratungsangebot beim Landesbetrieb Landwirtschaft und Forschungsvorhaben sollen aufzeigen, welche Ackerkulturen und Gehölzarten sich bei den hessischen Boden- und Klimaverhältnissen anbieten. Das Beratungsangebot beinhaltet auch den Aufbau von Agroforstdemonstrations-Anlagen auf landwirtschaftlichen Betrieben in Hessen.