Holzstapel

Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat

Forstminister Ingmar Jung: „Den Wald unbürokratisch klimafest machen“

FSC-Zertifizierung im hessischen Staatswald soll im Rahmen eines Moratoriums ruhen

Die FSC-Zertifizierung des hessischen Staatswaldes gehört nach Einschätzung von Forstminister Ingmar Jung auf den Prüfstand. Er begrüßt, dass die zahlreichen Stimmen aus der Praxis nun gehört werden und Nutzen sowie Kosten der Zertifizierung evaluiert werden sollen.

Folgen des Klimawandels bei Waldumbau besser berücksichtigen

Der hessische Forstminister Ingmar Jung dankt den Koalitionsfraktionen für konstruktive Gespräche, wie in Zukunft der hessische Staatswald zertifiziert wird und sieht den Entschließungsantrag zur FSC-Zertifizierung als dringend geboten, um den notwendigen klimagerechten Waldumbau effizient voranzubringen: „Der FSC-Standard ist derzeit nicht flexibel genug, um die Folgen des Klimawandels angemessen zu berücksichtigen. Der Klimawandel ist schneller als die natürliche Anpassungsfähigkeit der Bäume. Deshalb braucht der Wald unsere Hilfe. Diese Hilfe muss schnell, entschlossen und an wissenschaftlichen Kriterien orientiert sein. Dafür müssen wir uns die nötigen Freiräume schaffen.“ Auflagen und Einschränkungen, etwa durch die FSC-Zertifizierung des Staatswaldes, erschwerten aktuell die klimafeste Wiederbewaldung. Das Anpflanzen von bewährten Arten wie Douglasie oder Roteiche ist beispielsweise stark limitiert.

Auf das Fachwissen der Försterinnen und Förster setzen

Um den zukunftsfähigen Umbau des Waldes kümmern sich gut ausgebildete Försterinnen und Förster beim Landesbetrieb Hessen-Forst, wie der Minister betont: „Auf ihr Fachwissen und mehr Eigenverantwortung wollen wir setzen. Unsere Försterinnen und Förster wissen, wie aus dieser Fläche wieder ein zukunftsfähiger Wald für unsere Nachfahren in 100 Jahren werden kann. Aber sie dürfen diese Maßnahmen oft nicht ergreifen, weil sie Vorgaben widersprechen, die unflexibel sind“, sagt Jung und weiß: „Das könnte langfristig dem Wald schaden und damit auch der Biodiversität und dem Klimaschutz.“

Deutsche FSC-Standards strenger als bei europäischen Nachbarn

Der Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert in Deutschland Wälder und Holzprodukte. Die Vorgaben zu Baumarten, Holznutzung, Pflanzenschutz sowie zur Befahrung von Flächen sind aus Sicht vieler Praktiker nicht mehr zeitgemäß und erschweren die Arbeit im Wald, die angesichts der enormen Waldschäden ohnehin eine große Herausforderung darstellt. Bei der Zertifizierung entsteht zum Beispiel durch Audits und interne Dokumentation hoher bürokratischer Aufwand. Zudem sind die deutschen FSC-Vorgaben strenger als bei unseren europäischen Nachbarn, die ähnliche Waldlebensraumtypen aufweisen oder gar internationale FSC-Standards. Forstminister Jung begrüßt daher, dass die FSC-Zertifizierung im Rahmen eines Moratoriums ruhen soll. Bis März 2028 sollen unter anderem der naturfachliche Nutzen, die Folgen für die Beschäftigten und die Kosten evaluiert werden.

40.000 Hektar des Staatswalds müssen wiederbewaldet werden

Aktuell sind rund 40.000 Hektar des Staatswalds stark geschädigt und müssen wiederbewaldet werden. Der Hessische Staatswald umfasst mehr als 340.000 Hektar, das sind 40 Prozent der hessischen Waldfläche und 16 Prozent der hessischen Landesfläche. Forstminister Jung betonte, dass durch das Ruhen der FSC-Zertifizierung keine Verschlechterung des Naturschutzes im Wald zu erwarten ist. Der Wald werde auch während des Moratoriums nach höchsten internationalen Standards und im Sinne der Nachhaltigkeit bewirtschaftet.  „Unser Wald ist ein großer Schatz. Diesen Schatz müssen wir für unsere Kinder und Enkelkinder bewahren. Eine Bewirtschaftung wird daher auch weiterhin hohen ökologischen, sozialen und ökonomischen Standards entsprechen. Durch das Moratorium wollen wir nicht weniger Naturschutz, sondern ermöglichen langfristig Naturschutz im Wald. Denn nur, wenn wir den Wald zukunfts- und klimafest machen, kann er auch in Zukunft Klima- und Naturschützer für uns bleiben“, sagt Jung. Eine solche nachhaltige Forstwirtschaft sieht er durch die Richtlinie zur Bewirtschaftung des Staatswaldes (RiBeS 2018) und die Zertifizierung nach dem „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“ (PEFC) bereits gewährleistet. An der RiBeS 2018 haben Naturschutz- und Forstverbände gemeinsam gearbeitet, PEFC gilt als „weltweiter Wald-TÜV“. Inwiefern für die Erfordernisse des klimaangepassten Waldumbaus und einer naturnahen Waldwirtschaft ein weiteres Instrument sinnvoll ist, soll während des Moratoriums geklärt werden. 

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