„Wie weit ist der Zaunbau?“, „Was genau sind ‚Weiße Zonen‘?“, „Was muss in Zukunft bei der Ernte wegen ASP beachtet werden?“. Es gibt viele Fragen zur Afrikanischen Schweinepest. Um diese zu beantworten und hintergründig zu informieren, haben lokale Jagdvereine, der Hessische Bauernverband und das HMLU gemeinsam an fünf Abenden in den von ASP betroffenen Landkreisen in Südhessen eingeladen. Den besonderen Fokus legten die Partner auf den Austausch mit Jägern und Landwirten. Rund 850 Interessierte kamen zu den Informationsveranstaltungen in Bad Homburg, Grasellenbach, Dietzenbach, Groß-Gerau und schließlich gestern Abend in Kiedrich.
Die ASP-Dialogveranstaltungen dienten den Beteiligten auch als Ausblick in die Zukunft zur Bekämpfung des Virus in Hessen. Neben dem fachlichen Austausch ging es vor allem um die zukünftigen Perspektiven für Landwirtschaft und Jagd in den Sperrzonen I und II in den kommenden Monaten.
„Als nächster Schritt im Rahmen unserer konsequent verfolgten Strategie beginnt nun eine neue Phase der ASP-Bekämpfung“, betonte Staatssekretär Michael Ruhl, der an den Abenden gemeinsam mit Vertretern des ASP-Führungsstabs aus dem Landwirtschaftsministerium Rede und Antwort zu den Themen Zaunbau, Kadaversuche, verstärkte Bejagung und Grundlagen der Seuchenbekämpfung stand. Staatssekretär Ruhl betonte die Bedeutung eines engen Austauschs mit den Landwirten und Jägern vor Ort: „Nur so wird uns der Kampf gegen die Tierseuche gelingen“, so Ruhl.
Weiße Zonen als „Sicherheitsgürtel“
Im Zentrum der Fragen stand auch die Einrichtung der sogenannten Weißen Zonen. Eine Weiße Zone ist ein Gebiet, das vollständig wildschweinfrei ist. Sie ist durch feste Zäune im Abstand zwischen 500 und 2.000 Metern begrenzt. Die Bildung von Weißen Zonen als „Sicherheitsgürtel“ dient der räumlichen Trennung von infizierten und ASP-freien Gebiet und damit der Unterbrechung der Infektionskette. Sie ist eine wichtige Maßnahme im Rahmen der weiteren ASP-Bekämpfung, die bei der Bekämpfung der ASP in anderen Ländern ein entscheidender Erfolgsfaktor war. Auch außerhalb dieser Zone soll die Wildschweinpopulation durch Bejagung stark reduziert werden. Dazu werden durch die betroffenenen Landkreise Abschussprämien ausgelobt, die durch das Land Hessen auf bis zu 200 Euro verdoppelt werden können.
Ruhl machte deutlich, dass die zu Beginn der Seuche im Juni 2024 getroffenen Maßnahmen, die für alle Beteiligten im Hinblick auf Ernte und Jagdausübung massive Einschränkungen mit sich brachten, unerlässlich waren Priorität hatte allerdings das Einbremsen des Virusgeschehens in der Region. Ruhl erklärte, dass die Jagd auf Schwarzwild nun wieder aufgenommen werden könne und müsse. Grund dafür sei die erfolgreiche Eingrenzung der Seuche auf ein begrenztes Gebiet. Die jagdlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche sollen jetzt mit Hochdruck fortgesetzt werden.
Staatssekretär Ruhl: „Kämpfen um jeden landwirtschaftlichen Betrieb in Hessen“
Dank weitreichender Lockerungen können auch Landwirte in den Sperrzonen aufatmen: In Gebieten, die bereits vollständig umzäunt sind, sollen die Auflagen für Erntemaßnahmen fallen. Sind Gebiete noch nicht vollständig umzäunt, muss eine vorherige Drohnenüberfliegung auf Ackerflächen lediglich im Vorfeld dokumentiert werden. Im vergangenen Jahr benötigten Landwirte noch die Genehmigung zur Ernte. Ausnahmen soll es nur bei der Ernte von Mais geben. Entsprechende Empfehlungen zur Anpassung der Allgemeinverfügungen richtete das Ministerium bereits an die verantwortlichen Landkreise und kreisfreien Städte. Besonders betroffene Betriebe wurden bereits im Zuge der Sofortsicherung und der Transportkostenentschädigung wirksam vom HMLU in Zusammenarbeit mit der Tierseuchenkasse unterstützt. Zudem können Landwirte über ein zusätzliches Existenzsicherungsprogramm in Kürze weitere Hilfen beantragen. „Wir kämpfen um jeden Betrieb in Hessen“, betonte der Staatssekretär.
Das langfristige Ziel ist, die Seuche zu tilgen. Dabei sei man auf pragmatische Lösungen und die Unterstützung aus der Landwirtschaft und Jägerschaft angewiesen, unterstrich Ruhl abschließend.
Aktueller Stand ASP in Hessen
Seit dem ersten bestätigten ASP-Fall am 15. Juni 2024 wurden hessenweit 5.142 Wildschweine bzw. Wildschweinkadaver beprobt. Davon sind 1.998 positiv getestet. Für die Kadaversuche wurden in Hessen bislang rund 203.526 Hektar Fläche mithilfe von Drohnen und rund 178.708 Hektar mit Suchhunden abgesucht. Der Bau von festen und mobilen Schutzzäunen schreitet weiterhin zügig voran.