Das Handlungsfeld VII "Stoffkreisläufe schließen, Produkte wieder verwenden" zielt darauf ab, die effiziente Nutzung von Produkten über ihre gesamte Lebensdauer zu fördern, um die Ressourcen, die für die Herstellung von Produkten aufgebracht wurden, optimal zu nutzen. Um die notwendigen wirtschaftlichen Veränderungsprozessen hin zu einer vollständigen Kreislaufwirtschaft zu fördern, wurde die GWR (gemeinnützige Gesellschaft für Wiederverwendung und Recycling mbH) mit dem Aufbau eines hessenweiten ReUse NetzwerksÖffnet sich in einem neuen Fenster beauftragt. Das auf zwei Jahre angelegte Projekt wird zu gleichen Teilen vom Hessischen Umweltministerium und dem Umweltamt der Stadt Frankfurt am Main gefördert. Die GWR bringt mit den betriebseigenen Elektrowerkstätten, einem Secondhand-Warenhaus und einem Recyclingzentrum als zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb umfangreiche Expertise in die Projektentwicklung ein.
Die Wiederverwendung von Gebrauchsprodukten ist ein wirkungsvoller Hebel um den Verbrauch von Primärressourcen zu reduzieren, da hierdurch Ressourcen und Energieeinsatz für Entsorgung und Neuproduktion entfallen. Hierfür braucht es einen verantwortungsvollen Umgang während des gesamten Lebenszyklus. Bereits im Produktdesign und der Herstellung müssen Langlebigkeit und Reparierbarkeit mitgedacht werden. Ein pfleglicher Umgang, produktspezifische Wartung, Reparatur von Defekten oder Austausch von Verschleißteilen können die Lebensdauer erheblich verlängern. Und am Ende der Nutzung gilt es die enthaltenen Rohstoffe durch Demontage, Wiederverwendung von Einzelteilen und Recycling der enthaltenen Materialen weiter zu nutzen.
Elektrogeräte stehen dabei besonders im Fokus, da sie zahlreiche Rohstoffe enthalten, die nur begrenzt zur Verfügung stehen. Bereits im Jahr 2011 hat eine vom Hessischen Umweltministerium beauftragte Studie gezeigt, dass die hessische Wirtschaft besonders auf die Rohstoffe Indium, Platingruppe, seltene Erden, Chrom, Erdöl, Gallium, Germanium, Kobalt, Kupfer, Lithium, Niob, Silber, Tantal, Tellur und Zirkonium angewiesen ist. Die Rückgewinnung dieser strategischen Metalle ist deshalb besonders wichtig.
Mit dem Netzwerk ReUse soll die Kommunikation und der Informationsaustausch zwischen Recyclern und Wiederverwendern in Hessen gefördert werden, damit sich Best Practice schnell innerhalb Hessens verbreiten und Synergien optimal genutzt werden. In der zweijährigen Projektphase die Mitte Februar 2021 begonnen hat, wird ein Konzept für eine Netzwerkstruktur entwickelt. Darin werden auch Vorschläge zur langfristigen Sicherung der Organisation und Finanzierung des Netzwerks erarbeitet.
Eine Aufgabe des Netzwerks ist die gemeinsame Visionsentwicklung. Daraus können zum Beispiel gemeinsame Positionen zur Stärkung des Gebrauchtmarktes, gemeinsame Marketingstrategien, klare Qualitätsanforderungen an Gebrauchtprodukte, eine Dachmarke und die Kooperation mit anderen Netzwerken hervorgehen. Hierdurch können wirkungsvolle Beiträge zum umfassenden Kreislaufwirtschaft mit Schwerpunkt auf effizienter Rohstoffnutzung durch Verlängerung der Produktlebensdauer gelegt werden.
Potenzielle Akteure für die Zusammenarbeit im Netzwerk sind Organisationen mit Sitz oder Niederlassung in Hessen aus den Bereichen: Wiederverwendungs- und Reparaturzentren, Recyclingzentren und Entsorgungsfachbetriebe, Secondhand-Warenhäuser in regionaler und lokaler Trägerschaft und andere Secondhandshops und Reparaturinitiativen. Angestrebt wird ein engmaschiges Netzwerk mit starken regionalen Clustern in Nord-, Mittel- und Südhessen.