Eine Rinderherde

Lumpy Skin Disease (LSD)

Die Lumpy Skin Disease (Hautknotenkrankheit) ist eine hochansteckende Virusinfektion, die Rinder, Zebus, Bisons und Büffel betrifft. Für Menschen ist sie nicht gefährlich.

Die Lumpy Skin Disease (Hautknotenkrankheit) ist eine hochansteckende Virusinfektion, die durch das Capripoxvirus lumpyskinpox aus der Familie der Pockenviren verursacht wird und Rinder, Zebus, Bisons und Büffel betrifft. Die Übertragung des Virus erfolgt in erster Linie mechanisch in die Haut durch stechende Insekten wie Zecken, Bremsen und Stechfliegen.

Ungefährlich für Menschen

Die Lumpy Skin Disease ist für Menschen nicht gefährlich. Fleisch und Milch sowie daraus hergestellte Erzeugnisse können daher ohne Bedenken verzehrt werden.

Aktuelle Lage

Die LSD war in der Vergangenheit im Wesentlichen in Afrika und dem Nahen Osten verbreitet. Seit einigen Jahren breitet sich die Tierseuche zunehmend in Südostasien und im südlichen Europa aus. 2015 wurde LSD zum ersten Mal in Europa, in Griechenland nahe der türkischen Grenze gemeldet. 2016 folgte ein komplexes Ausbruchsgeschehen in Südosteuropa. Mehrjährige Impfprogramme in den betroffenen Ländern Griechenland, Bulgarien, Mazedonien, Kosovo, Montenegro und Albanien halfen, das Geschehen bis Ende 2017 zu kontrollieren. In der Türkei wurde LSD zuletzt im Jahr 2021 festgestellt.

Nach der ersten Feststellung der LSD in einem Rinderbetrieb auf Sardinien am 21. Juni 2025, wurde der erste Ausbruch auf dem italienischen Festland am 25. Juni 2025 in der Lombardei amtlich festgestellt. Am 29. Juni 2025 wurde der erste Ausbruch in Frankreich in der Region Savoyen nahe der Grenze zur Schweiz bestätigt. Anschließend wurden weitere Ausbrüche in Italien und Frankreich amtlich festgestellt.

Übertragung:

Das Virus wird insbesondere durch blutsaugende Insekten wie Zecken, Bremsen und Stechfliegen mechanisch übertragen. Es findet keine Virusvermehrung in den Insekten statt. Infektionsfähiges Virus kann ebenfalls in Sperma, unbehandelten Fellen und Häuten sowie in Rohfleisch- und Rohmilchprodukten enthalten sein. Eine Übertragung ist auch durch kontaminiertes Futter, Wasser und mit dem Virus kontaminiertes Personal oder Geräte möglich. Dabei sind auch iatrogene Übertragungen (z.B. durch Kanülen) möglich. Übertragungen von Tier zu Tier spielen dagegen eher eine untergeordnete Rolle.

Krankheitssymptome:

LSD-Viren rufen eine klassische zyklische Pockenerkrankung hervor. Typisch sind Fieber und knotige Hautveränderungen, die vor allem an Kopf, Hals, Rücken, Euter, Zitzen, Perineum, Genitalien und Beinen auftreten, aber auch den ganzen Körper betreffen können. Teilweise sind die Knoten sehr unauffällig und können nur ertastet werden. Insbesondere bei aufgestelltem Fell oder rötlichen Hautverfärbungen sollte der Bereich auf Knoten abgetastet werden. Vergleichbare Knoten können auch in der Skelettmuskulatur oder den inneren Organen auftreten und sind in der Regel mit einer rötlich-wässrigen Flüssigkeit gefüllt. Knoten, die an den Schleimhäuten auftreten, können Geschwüre bilden. Die Körperlymphknoten schwellen schmerzhaft an. Auch Nasen- und Augenausfluss, Fressunlust, allgemeine Schwäche, Abmagerung und ein Rückgang der Milchleistung sind häufige Symptome. Tragende Tiere können abortieren. Bei Bullen kann die Infektion zu einer vorübergehenden oder dauernden Sterilität führen. Stark betroffene Rinder können versterben.

Einige infizierte Tiere zeigen aber auch symptomlose Infektionsverläufe, wodurch die Erkennung der Infektion erschwert wird. Die Zeit bis zum Auftreten sichtbarer Krankheitssymptome (Inkubationszeit) kann bis zu 5 Wochen betragen. Die Tierseuche kann zu erheblichen Tierverlusten und Produktionsausfällen führen.

Prävention:

Um Infektionen mit dem LSD-Virus früh zu erkennen und eine Ausbreitung der Tierseuche zu verhindern, ist eine erhöhte Wachsamkeit der Tierhalterinnen und Tierhalter sowie der Tierärzteschaft erforderlich. Tierhalterinnen und Tierhalter sollten ihre Tierbestände genau und aufmerksam beobachten. Erste Krankheits- und Todesfälle sollten tierärztlich abgeklärt werden.

Bei unklarer Fieberlage oder Knötchenbildung sollten EDTA-Blutproben zur Laboruntersuchung im Landesbetrieb Hessisches Landeslabor entnommen werden. Symptome, die auf eine Infektion mit dem LSD-Virus hindeuten, sind unverzüglich der für die Tierhaltung zuständigen Veterinärbehörde des Landkreises bzw. der kreisfreien Stadt zu melden.

Die große Variabilität an übertragenden Insekten erschwert den Schutz der Tiere vor deren Angriffen, da die zugelassenen Repellentien und Insektizide nicht vor allen möglichen Überträgerarten schützen. Daher sollten mögliche Brutstätten von Insekten (z.B. Regentonnen) möglichst entfernt werden.

Mögliche Maßnahmen bei Ausbruch der LSD:

Bei der Lumpy Skin Disease handelt es sich um eine im Tiergesundheitsrecht der Europäischen Union gelistete Seuche der Kategorie A. Unter der Kategorie A sind Seuchen gelistet, die normalerweise nicht in der EU auftreten und für die unmittelbar Tilgungsmaßnahmen ergriffen werden müssen, sobald sie nachgewiesen werden. Daher müssen bei Ausbruch der LSD in einem Betrieb alle empfänglichen Tierarten getötet und unschädlich beseitigt werden, um eine Ausbreitung der Tierseuche zu verhindern. Anschließend muss der Ausbruchsbetrieb gereinigt und desinfiziert werden. Um den Ausbruchsbetrieb muss eine Sperrzone, bestehend aus einer Schutzzone mit einem Radius von 20 km um den Betrieb und eine Überwachungszone mit einem Radius von 50 km um den Betrieb eingerichtet werden. Die Radien sind so groß, weil die Übertragung insbesondere über Insekten erfolgt, die einen größeren Infektionsradius bedingen. In der Sperrzone gelten Verbringungsverbote für Rinder und deren Produkte. Die Tierhaltungen in der Sperrzone müssen behördlich kontrolliert und auf den Erreger untersucht werden.

Auch mit wirtschaftlichen Einschränkungen von Drittlandexporten muss gerechnet werden.

Impfstoffe bisher in Deutschland nicht zugelassen

Die Impfung ist der effektivste Schutz vor einer Infektion. Die meisten verfügbaren Impfstoffe enthalten einen abgeschwächten Feldstamm aus Südafrika (Neethling-Vakzine). Diese Impfstoffe bieten nach einmaliger Impfung einen guten Schutz für 12 Monate. Insbesondere bei der Impfung von Tieren, die noch keinen Kontakt zu dem Erreger hatten, wie dies in Deutschland der Fall wäre, muss zumindest bei einem geringen Anteil der Tiere mit Nebenwirkungen gerechnet werden. Dazu gehören unter anderem Fieber, Milchrückgang über Tage bis Wochen, Aborte, Sterilität, handteller große Reaktionen an der Impfstelle oder auch kleine Knötchen am ganzen Körper (Neethling disease).

Zusätzlich steht ein Impfstoff mit inaktiviertem LSD-Virus zur Verfügung, der jedoch im Rahmen der Grundimmunisierung zweimal verbreicht werden muss und dessen Herstellung länger dauert.

Insgesamt stehen bisher nur wenig wissenschaftliche Informationen zur Impfung von industrialisierten Rinderhaltungen zur Verfügung. Alle vorhandenen Impfstoffe sind in Deutschland nicht zugelassen. Eine Anwendung wäre nur in Abstimmung mit der Europäischen Kommission und einer Gestattung der Anwendung der Impfstoffe durch das Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) in Form einer Verordnung möglich.

Im Falle des Ausbruchs der LSD in Deutschland oder im grenznahen Ausland würde die Impfung von den Veterinärbehörden angeordnet werden.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zur Lumpy Skin Disease sowie Bilder zu den klinischen Erscheinungen finden Sie auf der Internetseite des Friedrich-Loeffler-Instituts unter https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/lumpy-skin-disease/Öffnet sich in einem neuen Fenster

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