Zwei hessische Projekte nominiert unter 240 EU-Bewerbungen
Derzeit gibt es europaweit mehr als 3.400 OG im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft für Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft – EIP-Agri. Für den EIP-Agri Innovation Award wurden aus 240 EU-weiten Bewerbungen insgesamt 30 OG in sechs Preiskategorien nominiert, davon drei Vorhaben aus Deutschland. Neben einem Projekt aus Brandenburg wurden mit der OG Hanfanbauer Werra-Meißner und der nordhessischen OG Tierwohl Milch-Vieh gleich zwei Vorhaben aus Hessen vorgeschlagen. Unter großem Applaus von rund 600 Konferenzteilnehmenden nahmen Uwe Roth und Freya Fehr vom Kreisbauernverband Werra-Meißner e.V. den EIP-Agri Innovation Award in der Kategorie Geschäftsmodelle in Lebensmittelversorgungsketten entgegen. Ziel der EIP-Agri Innovation Awards ist, herausragende Projekte, die innovative Verfahren, Lösungen, Produkte und Prozesse entwickelt haben, anzuerkennen und auszuzeichnen,
Geschäftsmodell Hanfanbau
Die Hanfpflanze gilt als eine der ältesten Nutzpflanzen der Erde, dennoch sind die Anbaugebiete in Hessen begrenzt. Ein zentrales Hindernis ist der Mangel an standortangepassten Hanfsorten sowie die fehlende Erfahrung zu Wertschöpfungsketten und Absatzmöglichkeiten. Um diesem Problem zu begegnen, haben sich neun Landwirte aus dem Werra-Meißner-Kreis zusammengeschlossen, um den Nutzhanfanbau in Nordhessen zu etablieren.
Gemeinsam mit Partnern aus der Verarbeitung und Vermarktung wurden neue Produkte wie beispielsweise Hanföl entwickelt. „Wir sind stolz, dass es ein Projekt von Landwirten für Landwirte ist“, sagte Freya Fehr vom Kreisbauernverband Werra-Meißner bei der Preisverleihung. Denn auch nach Abschluss des Projekts im Dezember 2023 arbeiten die Landwirte im Werra-Meißner-Kreis im Rahmen einer Gesellschaft eng zusammen. Jährlich werden zwischen 60 und 120 ha (je nach Stand in der Fruchtfolge) Nutzhanf im ganzen Werra-Meißner-Kreis angebaut. Die Hanfnüsse und das Stroh werden vermarktet: die Nüsse werden zu Lebensmitteln roh, geschält oder geröstet verarbeitet, z.B. Hanföl, Brotauf-striche, Superfoods, Shakes, Backwaren oder zu hochwertigem Tierfuttermittel beispielsweise für Tauben oder Vögel verarbeitet. Das Stroh wird pelletiert und kann vielfältig eingesetzt werden, beispielsweise als Einstreu in der Tierhaltung oder als Substrat für die Hobbypilzzüchtung.
Landwirtschaftsminister Ingmar Jung lobte die innovative Landwirtschaft und gratulierte den Gewinnern.
Die Leitung des Projekts wurde vom Kreisbauernverband Werra-Meißner e.V. übernommen und durch den Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) sowie der Justus-Liebig-Universität Gießen unterstützt. Der Wettbewerbsbeitrag kann hier eingesehen werden: https://youtu.be/cArYOlfFG4A?feature=sharedÖffnet sich in einem neuen Fenster
Hintergrund zu EIP-Agri in Hessen
Im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-Agri) werden seit 2015 innovative Vorhaben der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft sowie des Wein- und Gartenbaus gemäß den „Richtlinien des Landes Hessen zur Förderung von Innovation und Zusammenarbeit in der Landwirtschaft und den ländlichen Gebieten“ (RL-IZ) gefördert. Seit dem Jahr 2023 erfolgt die Förderung über den „GAP-Strategieplan 2023-2027“. Die für die Projekte gewährte Förderung erfolgt zu 80 Prozent aus EU-Geldern des „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“ (ELER) und zu 20 Prozent aus Mitteln des Landes Hessen. Die Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-Agri) und die Maßnahmen zur Förderung der Zusammenarbeit bilden hierfür die zentralen Instrumente, die gemeinsam vom Hessischen Landwirtschafts- und Umweltministerium, dem Regierungspräsidium Gießen, dem LLH und dem Frankfurter Institut für Ländliche Strukturforschung (IfLS) als Hessischer Innovationsdienstleister umgesetzt werden.
Mehr Informationen zu den Ansprechpartnern in Hessen:
https://umwelt.hessen.de/laendliche-raeume/eler-foerderung/eler-2023-2027