Großflächige Gebäude, asphaltierte Parkplätze und breite Straßen prägen Industrie- und Gewerbegebiete. Diese baulichen Strukturen bringen Vorteile für Logistik und Produktion, sind aber auch mit besonderen Herausforderungen verbunden, wenn es um die Folgen des Klimawandels geht. Im interkommunalen Gewerbegebiet Mönchhof der Kommunen Raunheim und Kelsterbach erläuterte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) heute, wie sich solche Standorte anpassen können.
Fachleute des Fachzentrums Klimawandel und Anpassung (FZK) am HLNUG verdeutlichten vor Ort, dass große versiegelte Flächen bei Starkregen zu einer starken Belastung des Kanalnetzes führen können – und wie Rückhalte- und Versickerungsmöglichkeiten hier Abhilfe schaffen. Ebenso wurde gezeigt, dass sich Asphalt- und Betonflächen an heißen Tagen besonders schnell aufheizen, wodurch lokale Hitzeinseln entstehen können. Diese Klimawandelfolgen wirken sich nicht nur auf die Umwelt aus, sondern auch auf die Arbeitsbedingungen und Betriebsabläufe. Gleichzeitig wurde deutlich, dass gezielte Anpassungsmaßnahmen in Gewerbegebieten die Widerstandsfähigkeit gegenüber Hitze und Starkregen stärken und damit langfristig auch Unternehmen und Beschäftigten zugutekommen.
Das interkommunale Gewerbegebiet „Mönchhof“ wurde nicht zufällig zum Anschauungsobjekt. Es ist eines der sechs Industrie- und Gewerbegebiete, die im Rahmen eines Förderaufrufes des FZK an die hessischen Kommunen als Pilotgebiete ausgewählt wurden, um für ihre bestehenden Gewerbegebiete Konzepte und Maßnahmen zur Klimaanpassung zu entwickeln. Durchgeführt und gefördert wird das Projekt als ein Baustein des europäischen Förderprojekts „IB-Green: Industrie- und Gewerbegebiete – klimaresilient und fit für die Zukunft“ (Industrial and business parks – climate resilient and fit for future). Das FZK ist seit 2023 Partner des EU- Förderprojekts und erarbeitet hierbei gemeinsam mit neun anderen Projektpartnern aus insgesamt sechs Ländern Strategien und Lösungsansätze, wie die Folgen des Klimawandels in Gewerbegebieten abgepuffert werden können.
Neben den Fachleuten des FZK waren auch Umweltstaatsekretär Michael Ruhl, HLNUG-Präsident Prof. Dr. Thomas Schmid sowie die Bürgermeister der Kommunen Kelsterbach und Raunheim, Manfred Ockel und David Rendel, vor Ort, um das besondere Projekt vorzustellen. HLNUG-Präsident Schmid erklärt: „Wir freuen uns, dass wir Teil des europaweiten IB-Green-Projektes sind, da wir bereits in den vergangenen Jahren bei unserer Arbeit gemerkt haben, dass Gewerbegebiete in Sachen Klimaanpassung bislang vernachlässigt wurden. Mit fortschreitendem Klimawandel wird dieses Thema immer dringlicher. Umso wichtiger ist es uns, in Zusammenarbeit mit den Pilotkommunen Konzepte und Maßnahmen zu entwickeln, die auf andere hessische Gewerbegebiete übertragbar sind, um so einen wichtigen Grundstein für zukunftssichere und attraktive Gewerbegebiete in Hessen zu legen.“
Staatssekretär Michael Ruhl betont: „Der verantwortungsvolle Umgang mit der Ressource Wasser wird immer bedeutender. Lange Trockenheitsphasen und Starkregenereignisse sind zunehmende Herausforderungen, auf die wir vorbereitet sein müssen. Das Projekt IB-Green leistet einen wichtigen Beitrag, um den Folgen des Klimawandels auch in Industrie- und Gewerbegebieten entgegenzuwirken und schlägt eine Brücke in die Praxis.“
Bürgermeister Manfred Ockel stellt klar: „Berufstätige verbringen einen beträchtlichen Teil des Tages an ihrem Arbeitsplatz. Also ist es selbstverständlich, dass dort klimatisch verträgliche Bedingungen herrschen, die den Menschen ein effektives Arbeiten, frei von gesundheitlichen Beeinträchtigungen, erlauben.“ Das will die Stadt Kelsterbach gemeinsam mit der Stadt Raunheim im Falle des Gewerbegebietes Mönchhof angehen und das Areal so weit als möglich klimagerecht gestalten– zum Wohle aller, die dort arbeiten. Bürgermeister Rendel ergänzt: „Gleichzeitig verringern wir durch die Schaffung zusätzlicher Versickerungsflächen die Gefahr von Überflutungen infolge von Starkregen und senken so das Schadensrisiko der dort ansässigen Betriebe.“
Neben den Kommunen Kelsterbach und Raunheim gehören auch Bad Nauheim, Dietzenbach, Groß-Gerau, Korbach und Oberursel zu den Pilotkommunen. Sie alle werden sich im Laufe des kommenden Jahres intensiv damit beschäftigen, wie sie die negativen Folgen des Klimawandels in ihrem eigenen Industrie- und Gewerbegebiet abmildern können. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Schaffung und Verbesserung von blau-grüner Infrastruktur wie beispielsweise Dach- und Fassadenbegrünung, Rigolensystemen, grünen Pausenräumen und entsiegelten Flächen. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit den Pilotkommunen wird ein Maßnahmenkatalog entwickelt, um hessische Städte und Gemeinden bei der klimaangepassten Entwicklung ihrer Gewerbegebiete zu unterstützen.
Weitere Informationen:
hlnug.de/themen/klimawandel-und-anpassung/projekte/ib-greenÖffnet sich in einem neuen Fenster