Schild Naturschutzgebet

Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat

Einsatz für mehr Naturschutz in Hessen

Zehn Landschaftspflegeverbände sichern wichtige Naturschutzmaßnahmen.

„Landschaftspflegeverbände leisten einen wichtigen Beitrag für den Erhalt und Schutz der Natur in Hessen. Diese Zusammenschlüsse von Vertreterinnen und Vertreter des Naturschutzes, der Landwirtschaft und der Kommunalpolitik entwickeln gemeinsam Lösungen, die den Naturschutz und die Biodiversität in der Region stärken. Um die wichtige Arbeit der Verbände langfristig finanzieren zu können haben wir die Fördersumme aufgestockt und stellen für jeden Landschaftspflegeverband Mittel für Personal bereit. So können die Verbände die regional notwendigen Naturschutzmaßnahmen langfristig planen und deutlich verstärken. Die hessischen Landschaftspflegeverbände aus zehn Landkreisen haben für 2021 Förderbescheide in Höhe von jeweils rund 200.000 Euro erhalten“, sagte Umweltministerin Priska Hinz heute in Wiesbaden.

Mittlerweile gibt es zehn Landschaftspflegeverbände in Hessen: 2017 startete das Umweltministerium mit der Förderung von drei Pilot-Landschaftspflegeverbänden in den Landkreisen Lahn-Dill, Waldeck-Frankenberg und Wetterau. Seit 2018 fördert das Land darüber hinaus Projekte von fünf bestehenden Landschaftspflegeverbänden in den Landkreisen Gießen, Hochtaunus, Main-Kinzig, Main-Taunus, Rheingau-Taunus sowie des Geo-Naturparks Frau-Holle-Land im Werra-Meißner-Kreis. Im November 2021 ging der Landschaftspflegeverband im Kreis Groß-Gerau an den Start. In weiteren acht Landkreisen laufen die Vorbereitungen für die Gründung eines Landschaftspflegeverbands, manche sind bereits weit fortgeschritten. 2019 wurde eine Koordinierungsstelle des Deutschen Verbands für Landschaftspflegeverbände (DVL) zur Unterstützung der Verbände gegründet. „Unser Ziel ist es, in allen 21 hessischen Landkreisen Landschaftspflegeverbände zu etablieren. Mit unserer neuen Förderrichtlinie schaffen wir dafür Anreize“, ergänzte Hinz. Das Land Hessen stellte für den Ausbau der Landschaftspflegeverbände, für deren Naturschutzprojekte und die Koordinierungsstelle von 2017 bis 2019 bereits rund 1,3 Millionen Euro zur Verfügung. Im Zusammenhang mit der neuen Förderrichtlinie ist für 2021 eine Steigerung der Landesmittel auf insgesamt 2,7 Millionen Euro geplant.

Grundlage für die Förderung ist ein jährliches Arbeits- und Maßnahmenprogramm, das die Landschaftspflegeverbände (LPV) in enger Abstimmung mit den jeweiligen Landwirtschaftsverwaltungen, Naturschutzbehörden und Kommunen in den Landkreisen erarbeiten. Neben diesen Personalmitteln für die Vorbereitung, Begleitung und Evaluation von Maßnahmen zur Umsetzung des Schutzgebietsnetzes Natura 2000 stellt das Land zusätzlich Mittel für Maßnahmen bereit: sowohl aus dem Naturschutzhaushalt des Landes, dem Hessischen Agrarumweltprogramm HALM, der Biodiversitätsstrategie, dem Klimaschutzplan, aus Bund-Länder-Mitteln und der Umweltlotterie GENAU.

Je nach Region und Landkreis gehen die LPV ganz unterschiedliche Wege:

Überblick

Der Landschaftspflegeverband Waldeck-Frankenberg e. V. wurde im Herbst 2017 gegründet und als einer von drei Pilot-Landschaftspflegeverbänden in Hessen gefördert. Mit zahlreichen Maßnahmen wirkt er seither in enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis dem Artensterben in der Region entgegen. Der Schwerpunkt des Landschaftspflegeverbands Waldeck-Frankenberg lag von Beginn an auf Maßnahmen in Natura 2000-Schutzgebieten und der Förderung der Arten des Offenlands. In enger Zusammenarbeit mit der Landkreisverwaltung setzt sich der Landschaftspflegeverband für die einzigartige und vielfältige Kulturlandschaft der Region ein. Vom Erhalt seltener und gefährdeter Magerrasen und Heiden, über die Optimierung von Feuchtgrünländern, bis hin zur Pflege von Obstbaumbeständen sowie der Unterstützung von Landwirten bei der Beweidungsoptimierung artenreicher Grünländer reicht dabei die Projektpalette. Die neue Richtlinie erlaubt dem Landschaftspflegeverband konsequent weiter diesen Weg für eine größere Biodiversität in der Region zu beschreiten.

Im Werra-Meißner Kreis übernimmt seit 2020 die Abteilung Naturschutz und Landschaftspflege des Geo-Naturparks Frau-Holle-Land die Aufgaben eines Landschaftspflegeverbandes. Aufgrund der Landesförderung konnten in den beiden vergangenen Jahren bereits Projekte wie die Unterstützung der Kommunen bei der Umsetzung von Maßnahmen nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie in Angriff genommen werden. Die Renaturierung des Dohlsbaches im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Werra- und Wehretal beispielsweise wurde bereits weitestgehend abgeschlossen. Um die Biodiversität im Streuobstgebiet Witzenhausen-Wendershausen zu fördern, wurden 2020 in diesem großräumigen Biotopkomplex bereits 140 hochstämmige Obstbäume alter Sorten gepflanzt. Diese Pflanzungen sowie umfängliche Baumschnittmaßnahmen werden in diesem Jahr fortgesetzt und mit Untersuchungen rund um das Vorkommen heimischer Fledermäuse flankiert. Darüber hinaus wird sich die Abteilung Naturschutz insbesondere für die Erhaltung und Entwicklung wertvoller Grünlandbiotope innerhalb des Fauna-Flora-Habitat-Gebietes Werra- und Wehretal einsetzen. Weiter fortgeführt werden die seit vielen Jahren seitens des Geo-Naturparks erarbeiteten Programme zum Schutz von Arnika und Frauenschuh. Im Fokus steht zudem die Untersuchung des in Hessen nur noch im Werra-Meißner-Kreis zu findenden, sehr seltenen Glückswidderchens.

Die schon seit 1991 aktive Landschaftspflegevereinigung Gießen e. V. setzte von 2018 bis 2020 mit Hilfe der Landesförderung bereits fünf umfassende Naturschutzvorhaben in der Region um. Eines ihrer Ziele ist der Erhalt der Streuobstgebiete bei Pohlheim-Grüningen und Reiskirchen. Auf Basis eines Schutzkonzepts für die Streuobstbestände wurden die Streuobstgebiete saniert: knapp 700 Obstbäume geschnitten, fast 280 neu gepflanzt sowie private Besitzerinnen und Besitzer beraten und in Obstbaumschnittkursen geschult. Gemäß der neuen Förderrichtlinie liegt bei der Landschaftspflegevereinigung Gießen der Schwerpunkt der Maßnahmen ab diesem Jahr auf dem Erhalt artenreichen Grünlands, von Streuobstwiesen und der Förderung der Ackerarten in den Fauna-Flora-Habitat-Gebieten „Laubacher Wald“ und „Kaltenrain“ – beide Bestandteil des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000 – sowie auf der Entwicklung der Niedermoore im Landkreis.

Die 2015 gegründete Landschaftspflegevereinigung Lahn-Dill e. V. hat als einer der drei Pilotverbände Hessens in den Jahren 2017 bis 2020 über die Landesförderung sehr erfolgreich Maßnahmen zur Erhaltung des Braunkehlchens umgesetzt, eine Vogelart, die in Hessen fast nur noch im Lahn-Dill-Kreis vorkommt. Über weitere Fördermöglichkeiten des Landes wie die Biodiversitätsstrategie und die Umweltlotterie GENAU sowie mit Mitteln des Bundes wurden schon in sechs Mitgliedskommunen Streuobstprojekte und im gesamten Kreisgebiet umfangreiche Maßnahmen zur Erhaltung vom Aussterben bedrohter Pflanzen wie Arnika und Kreuz-Enzian umgesetzt. In diesem Jahr kommen Entwicklungsmaßnahmen für geschützte Biotope wie naturnahe Grünland-Quellen und Magerrasen hinzu. Weitere Schwerpunkte sind die Unterstützung von Landwirtinnen und Landwirten bei der Verwendung lokal gewonnener Druschgut-Saat zur Wiederherstellung von geschützten Wiesengesellschaften sowie Beratungsangebote für Kommunen und Naturschutzvereine.

Der Landschaftspflegeverband Hochtaunus e. V. existiert seit nahezu 27 Jahren und wird seit 2018 durch das Landes Hessen gefördert. In den ersten Jahren lag das Augenmerk des Verbandes zunächst auf klassischen Projekten der Landschaftspflege, wie die Neuanlage oder Wiederherstellung von Streuobstwiesen oder die Pflege von Feldgehölzen. Seit 2018 engagiert sich der LPV verstärkt auch bei artenschutzfachlichen Projekten, beispielsweise dem Schutz und Erhalt von Feldhamster und Rebhuhn. Dank dieser Bemühungen wurden zwei Gebiete im Hochtaunuskreis vom Hessischen Umweltministerium in das Sonderprogramm „Förderung der Leitarten der Feldflur“ aufgenommen. In den Feldflurprojekten sollen die Populationen von Feldhamster, Rebhuhn und weiteren Ackerarten stabilisiert und ihre Ausbreitung in benachbarte Gebiete ermöglicht werden. Ein weiterer Schwerpunkt des LPV liegt in der Förderung des Einsatzes von Rückepferden zur bodenschonenden Landschaftspflege in sensiblen Bereichen.

Der Landschaftspflegeverband Naturschutzfonds Wetterau e. V. ist seit 1985 im Wetteraukreis ein starker Partner für Landwirtinnen und Landwirte, Naturschützerinnen und Naturschützer sowie Kommunen. Er war einer der drei Pilot-LPV, die vom Land Hessen bereits von 2017 bis 2020 gefördert wurden und mit denen die Landesregierung die Etablierung der Verbände in Hessen startete. Ein Schwerpunkt des LPV liegt seither auf der Beratung von Landwirtinnen und Landwirten zur Förderung der Artenvielfalt, beispielsweise zur naturschutzfachlichen Aufwertung von Grünland im europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000. Daneben wurden mit artenreichem Regio-Saatgut, das ausschließlich in der Region heimische Pflanzen enthält, rund 5,3 Hektar Graswege und 7,3 Hektar Feldraine zum Schutz der Arten der Feldflur angelegt. Die Blühflächen bieten Insekten und seltenen Vogelarten wie der Grauammer in der sonst nach der Ernte ausgeräumten Agrarlandschaft ganzjährig Nahrung und Deckung. Mit Hilfe der neuen Förderung werden die bestehenden Projekte fortgeführt und ausgebaut. Ab 2021 ist es z.B. möglich, eine gesamtbetriebliche Biodiversitätsberatung für Schäfereien beim Naturschutzfonds Wetterau e.V. anzubieten.

Der Landschaftspflegeverband Main-Kinzig-Kreis e. V. wurde 1993 gegründet und befasste sich seither besonders mit dem Erhalt wertvoller Streuobstbereiche und Magerrasen. Mithilfe der projektbezogenen Landesförderungen wurden von 2018 bis 2020 Streuobstkonzepte für ganze Kommunen entwickelt (Bad Orb, Maintal). Nun gehen die Sanierung der Altbestände, die Verjüngung und Entbuschung der Flächen in die Umsetzung. Eine Anschlusspflege, beispielsweise über Patenschaften, soll die Maßnahmen nachhaltig sichern. Daneben unterstützt der LPV das Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum des Main-Kinzig-Kreises bei der Umsetzung von Maßnahmen in Fauna-Flora-Habitat-Gebieten. Bisher wurde bereits in 13 ausgewählten Schutzgebieten mit wertvollem Grünland dessen Zustand erfasst, dokumentiert und Empfehlungen für ihre naturschutzgerechte Nutzung an das Amt übermittelt. Auch die Vorkommen der bedrohten Arnika im Kreis wurden durch Pflegeverträge und Nachpflanzungen von Jungpflanzen unterstützt.

Schwerpunkt des Landschaftspflegeverbands "Main-Taunus Naturlandschaft und Streuobst e.V." ist der Ausbau eines kreisweiten Biotopverbundsystems. Der Biotopverbund soll es Tieren und Pflanzen ermöglichen, sich an die veränderten klimatischen Bedingungen durch Wanderung in andere Gebiete anzupassen. Seit 2018 wurde ein Konzept ausgearbeitet, Kartierungen von Gebieten erstellt, Bereiche mit hohem Handlungsbedarf erfasst sowie Arten und Lebensräume in der Region erhoben. 2021 wird zunächst für eine Kommune, die Kreisstadt Hofheim, ein Pflegekataster erarbeitet, in dem konkrete Maßnahmen und Vernetzungsvorschläge zusammengefasst werden. Ab 2021 liegt der Fokus des Landschaftspflegeverbands Main-Taunus vermehrt auf der Förderung der Ackerarten mit Maßnahmen für Feldhamster, Rebhuhn und Grauammer. Daneben soll ein Konzept für die Anpassung von Obstwiesen an den Klimawandel erarbeitet werden, um die biologische Vielfalt in diesen naturschutzfachlich wertvollen Gebieten zu erhalten.

Der Landschaftspflegeverband Rheingau-Taunus Kreis e. V. ist seit 30 Jahren im Landkreis aktiv und dort als ausgleichender und gut vernetzter Ansprechpartner für Naturschutz und Landschaftspflege fest verankert. Mit dem Niedergladbacher Almauftrieb und der jährlichen Wiesenmeisterschaft hat er zudem überregionale Bekanntheit erlangt. Dank der Unterstützung des Landes Hessen konnte der Landschaftspflegeverband Rheingau-Taunus in den vergangenen zwei Jahren in großem Umfang die Streuobstbestände in vielen Kommunen des Landkreises detailliert kartieren, um daraus wichtige Pflegemaßnahmen und Nachpflanzungen zu definieren und umzusetzen. Flankiert von Lehrgängen für privat und beruflich im Bereich Streuobst Engagierte hat die heimische Streuobstkultur damit einen beachtlichen Aufschwung erhalten, der auch in Zukunft mit Landesmitteln fortgeführt werden soll. Mit der Landesförderung im Rahmen der neuen Richtlinie wird sich der LPV ab diesem Jahr intensiver um besondere Arten wie Mauereidechse, Äskulapnatter und Geburtshelferkröte kümmern können. Zusätzlich wird er sich beim Erhalt von wertvollem Grünland in den Natura-2000-Schutzgebieten engagieren, so beispielsweise im Wispertaunus, wo er mit dem Forstamt Rüdesheim kooperiert.

Der neueste hessische LPV ist der im November 2020 gegründete Landschaftspflegeverband Kreis Groß-Gerau. Bis die mithilfe der Landesförderung finanzierten Fachstellen besetzt sind, bereitet eine Projektgruppe die Arbeiten für 2021 vor. Das erste Arbeits- und Maßnahmenprogramm des neuen Verbands ist bereits erstellt. Ganz oben auf der Agenda stehen dort der Erhalt und die Förderung der naturnahen Feuchtgrünlandbestände mit ausgedehnten Schilfröhrichten in den Vogelschutzgebieten Hessische Altneckarschlingen und Hessisches Ried mit Kühkopf-Knoblochsaue. Auch die Optimierung der Lebensräume für den stark bedrohten Feldhamster gemeinsam mit allen Bewirtschaftenden ist erklärtes Ziel. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Beratung der Kommunen und Landnutzerinnen und -nutzer bei der Pflege und naturschutzfachlichen Aufwertung von Gräben, Wegen, Feldrainen und Feldgehölzen. Dies insbesondere für die vorkommenden Offenlandarten wie Grauammer, Rebhuhn und Haubenlerche.

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