Heiße Asphaltwüsten oder grüne schattige Straßenzüge und Parks mit Wasserflächen – wie sollen unsere Städte in Zeiten der Klimakrise aussehen? Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) beschäftigt sich seit Langem mit Fragen rund um das Thema Anpassung an den Klimawandel und präsentiert nun zwei Ausstellungsobjekte auf der Landesgartenschau Fulda 2023 (LGS): Ein Klimabaumpfad und der Themengarten Bauwerksbegrünung führen Besucherinnen und Besuchern sehr ansprechend vor Augen, wie Begrünung in Städten und Gemeinden, aber auch im eigenen Garten und am eigenen Haus umgesetzt werden kann. Beide Objekte verdeutlichen die Vielzahl an positiven Effekten, die mit gelingender Begrünung einhergehen. Umweltministerin Priska Hinz hat die Stadtgrün-Ausstellung heute auf der LGS besucht:
„Mehr Grün in der Stadt in Form von Bäumen, Kletterpflanzen oder Dachbegrünungen ist notwendig, um sich an die Folgen der Klimakrise anzupassen. Das Land fördert Kommunen dabei über die Klimarichtlinie. Im vergangenen Jahr haben wir die Kommunen mit rund 19 Millionen Euro bei Maßnahmen für Klimaschutz und Anpassung unterstützt. Nur mit grüneren Städten sorgen wir für Abkühlung und fördern gleichzeitig die Biodiversität“, so Umweltministerin Priska Hinz.
Auch für Starkregenereignisse bietet städtisches Grün Potenzial zur Anpassung: Niederschlagswasser kann in Baumscheiben, Baumrigolen oder Grünflächen geleitet oder auf begrünten Dächern zurückgehalten werden, der Bewässerung dienen und so dafür sorgen, dass die Pflanzen Trockenphasen besser überstehen. „Der kluge Umgang mit Regenwasser entlastet die Kanalisation, führt zu einer besseren Wasserversorgung von städtischem Grün und spart wertvolles Trinkwasser. Die Idee der Schwammstadt, in der Regenwasser gezielt zurückgehalten und genutzt wird, ist zukunftsfähig und führt dazu, dass Wasser als wertvolle Ressource behandelt wird“, betont HLNUG-Präsident Prof. Dr. Thomas Schmid.
Zukunftsbäume in die Städte
Entlang des Klimabaumpfads, der einen Geländeanstieg der Gartenschau hinaufführt, wurden auf Initiative und mit Unterstützung des HLNUG verschiedene Baumarten gepflanzt, die besonders robust gegenüber Hitzeereignissen und Trockenperioden sind. Diese Auswirkungen des Klimawandels sind bereits jetzt spürbar und werden sich künftig weiter verstärken. Insbesondere in überhitzten Städten und Ortskernen sind Bäume dadurch erheblichem Stress ausgesetzt – gleichzeitig haben Bäume gerade hier eine besondere Bedeutung für Mensch und Umwelt: Sie sorgen für Verdunstungskühle, spenden Schatten und bieten wertvolle Rückzugsorte für Menschen und Lebensraum für Tiere. Um diese Funktionen zu erhalten, gilt es also, Baumarten zu wählen, die dem Stadtklima der Zukunft gewachsen sind. Hierfür hat das HLNUG das Online-Tool „Stadtgrün im Klimawandel“Öffnet sich in einem neuen Fenster entwickelt, das die schrittweise, standortangepasste Auswahl klimaresilienter Baumarten ermöglicht. An den elf beispielhaft im Klimabaumpfad gepflanzten Baumarten sind Informationstafeln angebracht, über die mit QR-Codes direkt auf ausführliche Steckbriefe zu den Baumarten im Online-Tool zugegriffen werden kann.
Nicht genug Platz für Bäume? Dann Grün an Fassaden und auf Dächer!
Der Themengarten Bauwerksbegrünung stellt Begrünungsmethoden zur Schau, die dort eingesetzt werden können, wo nicht ausreichend Raum für Baumpflanzungen zur Verfügung steht oder zusätzliche Grünstrukturen geschaffen werden sollen. In Kooperation mit dem Institut für urbanen Gartenbau und Pflanzenverwendung der Hochschule Geisenheim University hat das HLNUG Studierende der Studiengänge Landschaftsarchitektur und Gartenbau dazu aufgerufen, Konzepte zu entwerfen, die das Thema Klimaanpassung durch Bauwerksbegrünung baulich und gestalterisch umsetzen. Das Gewinnerkonzept „rankWERK“ bietet einen vielseitigen Einblick in das Potenzial von Begrünung und ihre besondere Ästhetik im Stadtraum. Im modifiziert umgesetzten Garten können Besucherinnen und Besucher verschiedene Arten von Dach- und Fassadenbegrünung erkunden, Verschattungs- und Kühleffekte erleben und beim Verweilen auf sich wirken lassen.
Auch zur Planung und Umsetzung von Bauwerksbegrünung bietet das Online-Tool „Stadtgrün im Klimawandel“ Unterstützung und leitet Nutzerinnen und Nutzer schrittweise zur Auswahl geeigneter Optionen für Dach- und Fassadenbegrünung.
„Städtische Grünflächen und Bäume leiden zusehends unter Hitzewellen und Trockenheit. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern und gleichzeitig städtisches Grün mit seinen Kühlungs- und Verschattungseffekten wirksam für die Verbesserung des Stadtklimas nutzen zu können, hat das HLNUG das Projekt „KLIMPRAX Stadtgrün“ auf den Weg gebracht. Wir wollen damit hessische Kommunen, aber auch interessierte Bürgerinnen und Bürger darin unterstützen, standortgerechte und klimaresiliente Baumarten und andere Begrünungsformen zu wählen. Die Beteiligung an der Landesgartenschau ist eine sehr gute Gelegenheit, einem breiten Publikum positive Umsetzungsbeispiele zu zeigen und so Bewusstsein für das Thema zu schaffen“ unterstreicht HLNUG-Präsident Prof. Dr. Thomas Schmid.