Abtragen von Altlasten

Altlasten

Gefahren für Böden können von alten Industrie- und Gewerbegrundstücken ausgehen, in denen mit umweltgefährdenden Stoffen gearbeitet wurde, sowie von Grundstücken, auf denen Abfälle behandelt oder gelagert wurden. Wenn die Böden dort so verunreinigt sind, dass dies zu Gefahren für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt führt, bezeichnet man diese Altablagerungen und Altstandorte als Altlasten.

Gefährliche Stoffe auf ehemaligen Industriestandorten oder in Abfallablagerungen haben vielfach zu Verunreinigungen von Grundwasser und Boden geführt. Die Entstehung dieses bedenklichen Erbes kann teilweise bis in die Zeit der aufkommenden Industrialisierung zurückverfolgt werden. Über historische Recherchen und Untersuchungen erfolgt die Bewertung der altlastverdächtigen Fläche. Nach Feststellen der Sanierungsbedürftigkeit wird der Sanierungspflichtige ermittelt und die Durchführung von Untersuchungs- und Sanierungsmaßnahmen angeordnet oder genehmigt.

In Hessen wurden von 1990 bis 2013 über 815 Millionen Euro in die Sanierung von gewerblichen, kommunalen und Rüstungsaltlasten investiert. Bei der Altlastensanierung in Hessen wurden über 4.000 Tonnen Schadstoffe aus dem Boden entfernt und 5 Millionen m3 verunreinigtes Grundwasser gereinigt.

Bevor ein Grundstück als Altlast eingestuft wird, ist durch sorgfältige Untersuchung zu klären, ob tatsächlich eine schädliche Bodenveränderung vorliegt. Wenn eine Gefahr von der Fläche ausgeht, so ist diese grundsätzlich zu sanieren. Neben den Altlasten der industriellen Entwicklung gibt es auch Altlasten durch militärische Nutzung der Flächen und durch Rüstungsgüterproduktion.

Das Bundes-Bodenschutzgesetz und die Bundes-Bodenschutz- und AltlastenverordnungÖffnet sich in einem neuen Fenster (BBodSchV) regeln die Aufgaben und Pflichten zur Behandlung altlastverdächtiger Flächen, schädlicher Bodenveränderungen und Altlasten. Das Hessische Altlasten- und BodenschutzgesetzÖffnet sich in einem neuen Fenster (HAltBodSchG) enthält ergänzende Bestimmungen zum Bundes-Bodenschutzgesetz, die den Vorsorgebereich, den Bereich der schädlichen Bodenveränderungen und die Altlastensanierung betreffen.

Altflächen werden aufgrund einer flächendeckenden systematischen Suche oder im Einzelfall ermittelt. Die von ihnen ausgehenden Gefahren oder Risiken werden in einem mehrstufigen Prozess erkundet und bewertet. In einem zentralen Informationssystem, der AltflächendateiÖffnet sich in einem neuen Fenster, erfasst die Landesverwaltung Daten über Altablagerungen, Altstandorte, altlastverdächtige Flächen und Altlasten in Hessen. Anhand dieser Informationen werden Gefahren bewertet, Maßnahmen angeordnet und Sanierungen überwacht. Bürgerinnen und Bürger können Auskünfte aus der Altflächendatei bei den zuständigen Regierungspräsidien erhalten; diese Möglichkeit wird häufig im Zusammenhang mit Grundstückskäufen genutzt.

Wer ist zur Sanierung einer Altlast oder schädlichen Bodenveränderung verpflichtet?

Zunächst ist an dieser Stelle der sogenannte Verursacher zu nennen. Er hat durch sein Verhalten die schädliche Bodenverunreinigung oder Altlast unmittelbar verursacht. In den meisten Fällen sind schädliche Bodenveränderungen oder Altlasten vor geraumer Zeit entstanden, mit der Folge, dass der Verursacher nicht mehr greifbar ist. Für diesen Fall tritt der Gesamtrechtsnachfolger des Verursachers an dessen Stelle und ist zur Sanierung verpflichtet. Dies ist die Person oder das Unternehmen auf die oder das sämtliche Rechte und Pflichten unmittelbar übergegangen sind.

Weiterhin ist der Eigentümer einer Altlast oder eines Grundstückes mit schädlichen Bodenveränderungen zu nennen. Dabei ist es unerheblich, ob er die von seinem Grundstück ausgehende Gefahr verursacht hat oder nicht. Einzig entscheidend ist seine Stellung als Eigentümer und die damit verbundene Sozialpflichtigkeit. Auch wenn ein Eigentümer sein Eigentum an einem solchen Grundstück aufgibt, ist er dennoch weiterhin zur Sanierung verpflichtet. Ebenso gilt dies für den früheren Eigentümer, wenn er zum Zeitpunkt des Verkaufes die Verunreinigungen kannte oder kennen musste.

Gleiches gilt für den Inhaber der tatsächlichen Gewalt (z. B. Mieter oder Pächter) über solch ein Grundstück. Auch er ist zur Sanierung verpflichtet unabhängig davon, ob er Verursacher ist oder nicht.

Ebenfalls zur Sanierung verpflichtet ist, wer handelsrechtlich oder gesellschaftsrechtlich für eine juristische Person einzustehen hat, der ein belastetetes Grundstück gehört.

Kann ein Verursacher nicht oder nicht schnell genug herangezogen werden, so können erforderliche Maßnahmen gegebenenfalls durch die zuständigen Behörden selbst veranlasst werden.

Grundwassersanierung

Die fachlichen Anforderungen an die Sanierung von Grundwasserschäden ergeben sich im Wesentlichen aus dem Wasserrecht. Hier ist vor allem die hessische Verwaltungsvorschrift zur Erfassung, Bewertung und Sanierung von GrundwasserverunreinigungenÖffnet sich in einem neuen Fenster (GWS-VwV) zu nennen; sie enthält Regelungen zu Untersuchungen, zur Bewertung von Untersuchungsergebnissen und zur Durchführung von Sanierungsmaßnahmen. Ergänzend hierzu steht die Arbeitshilfe zur Sanierung von GrundwasserverunreinigungenÖffnet sich in einem neuen Fenster beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie zur Verfügung.

Laufende Sanierungen

In Hessisch Lichtenau-Hirschhagen befindet sich neben dem Rüstungsaltstandort Stadtallendorf ein ehemaliges Sprengstoffwerk. Die Fläche beträgt ca. 233 ha. Das Gelände ist bewohnt und gewerblich genutzt. Ein ehemals bestehendes Wasserwerk wurde in den 70er Jahren stillgelegt und ein Ersatz weit außerhalb der Reichweite dieser Rüstungsaltlast errichtet.

Boden und Grundwasser sind großflächig mit sprengstofftypischen Verbindungen (TNT, PAK) und anderen Stoffen kontaminiert. Es sind ca. 100 Grundstücke sanierungsbedürftig. Ein Schwerpunkt der Kontamination ist abgedeckt durch eine „Schleifschlammhalde“ (Ablagerungen von mineralischen Steinschleifschlämmen aus der Nachkriegszeit).

Die Sanierung erfolgt nutzungsbezogen im oberen Bodenmeter sowie nutzungsunabhängig in tieferen Schichten zur Sicherung des Grundwassers. Der Boden mit einer Belastung oberhalb 80 mg TNT/TE/kg Boden wird in Deutzen (bei Leipzig) thermisch behandelt und dort anschließend verwertet. Boden mit geringer Kontamination wird am und außerhalb des Standortes verwertet.

1990 wurde mit der IVG(Industrieverwaltungsgesellschaft AG) ein Vergleich über 25 Mio. DM (unter Einbeziehung des Standortes Stadtallendorf, DAG-Gelände) geschlossen. Der Träger der Altlastensanierung die HIM GmbH (ehem. Hessische Industriemüll GmbH) saniert im Auftrag des Landes, das auch die Mittel bereitstellt. Mit allen Grundstückseigentümern werden öffentlich-rechtliche Verträge („Sanierungsvereinbarungen“) geschlossen, die die Rechte und Pflichten von Land und Eigentümern beinhalten sowie Details der Sanierung festlegen.

Die betroffenen Grundstücke werden im Anschluss an die Sanierung auf Kosten des Landes wieder rekultiviert. Erste Sanierungsmaßnahmen des Bodens wurden 1998 eingeleitet (Areal: Waldhof-Siedlung). Mit der Sanierung der Schleifschlammhalde und des Waldhof-Teiches endete 2009 die flächenhafte Bodensanierung auf dem Standort. Nachlaufend wird noch die Hydraulische Sicherung betrieben und das Grundwassermonitoring fortgesetzt.

Weitere Informationen sind bei der HIM GmbH, dem Regierungspräsidium Kassel und im Videoclip verfügbar.

 

Es handelt sich um Europas größten Rüstungsaltstandort, bestehend aus zwei ehemaligen Sprengstofffabriken (DAG, WASAG). Davon wird vorrangig das DAG-Gelände mit ca. 600 ha Fläche bearbeitet. Das Gelände ist intensiv bewohnt, gewerblich und durch die Bundeswehr genutzt. Darüber hinaus befindet sich auf dem Gelände ein Wasserwerk, das Mittelhessen mit Trinkwasser versorgt.

Boden und Grundwasser sind großflächig mit sprengstofftypischen Verbindungen (TNT, PAK und anderen Stoffen) kontaminiert. Es sind ca. 150 bis 200 Grundstücke sanierungsbedürftig. Das Grundwasser ist weitgehend hydraulisch gesichert. Die im Mai 1997 begonnene Sanierung erfolgt nutzungsbezogen im oberen Bodenmeter sowie nutzungsunabhängig in tieferen Schichten zur Sicherung des Grundwassers. Ende 2002 wurde die Sanierung des DAG-Geländes mit Ausnahme von Flächen im Außenbereich abgeschlossen. Boden mit einer Belastung oberhalb 80 mg TNT-TE/kg Boden wird in Deutzen (bei Leipzig) thermisch behandelt und dort anschließend verwertet. Boden mit geringerer Kontamination wird im Untertageversatz oder in Deponien verwertet oder am Standort zurückgebaut.

1990 wurde mit der IVG (Industrieverwaltungsgesellschaft AG) ein Vergleich über 25 Mio. DM bzgl. des DAG-Geländes und des Rüstungsaltstandortes Hessisch Lichtenau abgeschlossen. Der Träger der Altlastensanierung, die HIM GmbH (ehem. Hessische Industriemüll GmbH) saniert im Auftrag des Landes, das auch die Mittel bereitstellt. Mit allen Grundstückseigentümern wurden öffentlich-rechtliche Verträge („Sanierungsvereinbarungen“) geschlossen, die die Rechte und Pflichten von Land und Eigentümern beinhalten sowie Details der Sanierung festlegen. Die betroffenen Grundstücke werden im Anschluss an die Sanierung auf Kosten des Landes rekultiviert.

Das Grundwassermonitoring und Hydraulische Sicherung werden fortgesetzt.

 

Seit 1827 wurde in der chemischen Fabrik Lampertheim-Neuschloß Soda produziert. Daneben erfolgte die Produktion von Schwefelsäure und als Nebenprodukte der Sodaherstellung fielen Salzsäure, Chlorkalk und Glaubersalz, Natronlauge, Natriumbikarbonat und Salpetersäure an. Ab 1895 waren Kunstdünger (Superphosphate) weitere Produkte der Fabrik. Außerdem wurde eine Weißblech-Entzinnung betrieben. Als Rohstoffe wurden Schwefel, Schwefelkies, Salpeter, Kochsalz und Rohphosphate verwendet. An Rückständen fielen Röstabbrände und Bleiweiß, Calciumsulfid, Calciumcarbonat, Stäube, Schlacken und Flugaschen sowie Arsen-verunreinigtes Wasser an, die zu erheblichen Verunreinigungen des Bodens und Grundwassers führten.

Die Baulichkeiten der chemischen Fabrik wurden, nachdem die Produktion bereits 1927 eingestellt worden war, im Jahr 1928 verkauft und abgerissen. Das Gelände lag danach lange Zeit brach. Bauschutt- und Fundamentreste, wie auch andere Überreste der Fabrik (z.B. Salzlager), wurden nicht vollständig abgetragen.

In den 1950er und 1980er Jahren entstanden auf dem Gelände insgesamt 125 Wohngrundstücke.

Die flächendeckenden erheblichen Verunreinigungen, insbesondere mit Arsen und Blei, wurden in den Jahren 2004 bis 2011 mit erheblichen finanziellen Mitteln des Landes Hessens, der Stadt Lampertheim und einem Beitrag jedes Grundstückeigentümers saniert. Dadurch wurde wieder ein gesundes Leben und Wohnen auf dieser ehemaligen Industriefläche ermöglicht.

Insgesamt mussten von den 125 Grundstücken 113 saniert werden. Dabei wurden ca. 175.000 Tonnen kontaminiertes Bodenmaterial ausgehoben und fachgerecht entsorgt. Mit dem Aushub wurden weit über 260 t Schwermetalle, insbesondere Blei und Arsen, aus dem Boden entfernt.

Die Sanierung des ebenfalls stark mit Arsen belasteten Grundwassers wird noch Jahre dauern. Seit der Inbetriebnahme der Grundwassersanierung im Jahr 2003 wurden bis 2013 rd. 2,8 Mio. m³ kontaminiertes Grundwasser gereinigt. Dabei wurden unter anderem 700 kg Arsen aus diesem entfernt.

Die Chemische Fabrik Biebrich, heute Sedra Immobilienverwaltung GmbH, wurde bereits im Jahr 1885 gegründet.

Von ca. 1887 wurde durch die Firmen Mattar u. Grosmus die Produktion von bituminösen Straßenbaustoffen und eine Teerdestillation für Dachpappen ausgeführt. Die Errichtung der Dachpappenfabrik wurde erst 1946 genehmigt. 1947 erfolgte ein Ausbau der Teeröldestillation, so dass eine Gewinnung aus Leichtölen bzw. Phenol ermöglicht wurde. In 1954 folgte die Genehmigung zur Errichtung einer Phenolrückgewinnung. Die Einstellung der Dachpappenproduktion sowie der Rückbau der zugehörigen industriellen Anlagen erfolgten 1956.

Dachanstriche, Kaltasphalt und Dichtungsmittel aus Rohteer und Bitumen wurden weiterhin produziert. Die Teeröldestillation wurde 1964 eingestellt. Die Verarbeitung von Bitumen als Vergussmassen wurde fortgesetzt. 1965 wurde ein Antrag zur Errichtung einer Sammelgrube aus Stahlbeton zur Sammlung von Niederschlagswasser und überlaufender Bitumenmasse gestellt. Die Einstellung des Betriebs erfolgte in den 1990er Jahren.

Im Rahmen einer orientierenden Erkundungsmaßnahme wurden umfangreiche bodengebundene Belastungen hauptsächlich mit KW, AKW und PAK detektiert. Hinsichtlich ebenfalls ermittelter Bodenluftbelastungen mit AKW wurde von Juli 2008 bis Januar 2010 eine Bodenluftsanierung durchgeführt. Dabei wurden ca. 400 kg BTEX entfernt. Die Sanierungsmaßnahme wurde dann abgebrochen, da die Anlage durch den erzielbaren Schadstoffaustrag von 10 kg BTEX pro Monat nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben war.

In 2012 erfolgte eine Detailerkundung des Standorts. Im Ergebnis wurde im Bereich des Sedra-Grundstücks eine großflächig vorliegende Kontamination der ungesättigten und gesättigten Zone festgestellt, die über die südliche Grundstücksgrenze bis in den Bereich der Rheinwiese reicht. Auch im Grundwasser wurden hohe Belastungen mit MKW, PAK und BTEX auf dem Standort und im Abstrom des Standorts ermittelt. Weiterhin wurden Löschmittelrückstände (PFT) im Grundwasser nachgewiesen. Diese stehen im Zusammenhang mit einem Brand auf dem ehemaligen Betriebsgrundstück.

Abgeschlossene Sanierung

Die 2003 begonnene Sanierung der Tri-Halde 2003 wurde nach nur 18 monatiger Bautätigkeit war die Tri-Halde beendet. Es wurden 85.000 t Neutralisationsschlamm, der aus der Abwasserbehandlung der Sprengstofffabrik stammte, und hoch belasteter Boden aus dem Umfeld zur thermischen Behandlung nach Deutzen gebracht. In Deutzen wurde das Schlamm-/Bodengemisch thermisch behandelt und die dabei anfallenden Reststoffe auf einer Deponie südlich von Leipzig umweltverträglich verwertet. Die durchschnittliche Schadstoffbelastung des Schlamms betrug rd. 13,2 g/kg an sprengstofftypischen Verbindungen. Der umgebende Boden war mit 2 g/kg sprengstofftypischen Verbindungen deutlich geringer belastet. Mit insgesamt 800 t an sprengstofftypischen Verbindungen war der Schadstoffinhalt der Tri-Halde deutlich höher als im Vorfeld ermittelt wurde. Mit der Durchführung der Sanierung wurde die HIM GmbH beauftragt. Die Sanierungskosten für das gesamte Projekt betrugen rd. 43 Millionen €. Der Bund beteiligte sich mit 20 Prozent an der Sanierung.

Nach dem erfolgten Abschluss der Sanierung wurde die speziell für den Abtrag gebaute Stahlhalle gereinigt und abgebaut. Im Anschluss erfolgte die Rekultivierung der Fläche. Mit der Sanierung der Tri-Halde ist ein wichtiger Schritt für die langfristige Sicherstellung der Wasserversorgung des Raums Stadtallendorf und somit der Region Mittelhessen erreicht worden.

Auf dem 5,5 ha großen Gelände des ehemaligen Pionierparks in Mühlheim, auf dem früher eine Farbenfabrik und ein Gaswerk betrieben wurden, stellte man 1986 bei der Ausführung erster Wohnbebauungsmaßnahmen Auffälligkeiten im Boden fest, die eine intensive Untersuchung des gesamten Geländes erforderlich machten. Dabei wurden flächendeckend große Mengen von Produktionsresten und Bauschutt gefunden, die mit Arsen, Cyaniden, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen und Schwermetallen verunreinigt waren.

1994 wurde der Auftrag zur Sanierung der Altlast "Pionierpark Mühlheim" an die HIM GmbH übertragen. 1999 begannen die Bodensanierungsarbeiten, die Ende 2001 erfolgreich abgeschlossen wurden; heute sind die sanierten Flächen mit Wohnhäusern bebaut.

Bei der insgesamt nur zweieinhalb Jahre andauernden Bodensanierung des ehemaligen Pionierparkgeländes wurden insgesamt rund 300.000 t Boden ausgehoben. Von den 300.000 t Gesamtaushub wurden rund 80.000 t kontaminierter Boden auf der Sanierungsfläche in einer Bodenmischanlage durch Zugabe von Bindemitteln verfestigt und als Immobilisat im tieferen Untergrund der Sanierungsflächen wieder eingebaut. Dabei wurden über 160 t Arsen aus dem Boden entfernt.

Mit der seit 1997 in Betrieb befindlichen Wasseraufbereitungsanlage wurden außerdem bis 2005 insgesamt 1,08 Millionen m³ Grundwasser gereinigt und bisher rund 2,1 t Arsen aus dem Grundwasser entfernt und als Sondermüll entsorgt.

Die Gesamtkosten der Bodensanierung betrugen rund 33 Millionen Euro. Ein Teil der Sanierungskosten (rund 6,2 Millionen Euro) wurde durch den Verkauf der Grundstücke von Seiten der Stadt Mühlheim gedeckt.

Hinzu kommen die Kosten für die Sanierung des Grundwassers. Seit 1997 bis 2005 sind für die Grundwasserreinigung Kosten in Höhe von 9,2 Millionen Euro aufgebracht worden. An den Kosten für die Grundwasseraufbereitung beteiligte sich der Bund. Die Beteiligung resultiert zum Teil auch aus einem 1 ha großen Teilstück des gesamten Pionierpark-Geländes, das sich im Besitz des Bundes befindet und bisher nicht saniert wurde.

Nach Beendigung der Bodensanierung wird bis zum Erreichen der behördlich vorgegebenen Sanierungszielwerte die Wasseraufbereitungsanlage weiter betrieben.

Die Industrieansiedelung auf dem Pintsch-Gelände in Hanau begann in den Jahren 1942-43 mit der Lagerung altölgetränkter Bleicherde auf unversiegelten Bodenflächen. Dies führte bereits zu ersten Kontaminationen auf dem Gelände. Die ab 1956 unter dem Namen Pintsch-Oel-GmbH firmierende Altölraffinerie begann im Jahre 1945 mit der Aufarbeitung von Bleicherdefilterkuchen, ab 1946 mit der von Altöl.

Mit dem Bekanntwerden der Schäden wurden ab 1987 auf dem Pintsch-Gelände zunächst Maßnahmen zur Gefahrenabwehr und später Sanierungsmaßnahmen zur Beseitigung der Gefährdungen im Rahmen einer Ersatzvornahme mit Mitteln des Landes Hessen vorgenommen. Im Jahre 1989 wurde das Gelände durch das Regierungspräsidium Darmstadt als Altlast festgestellt. Die Sanierungsmaßnahmen wurden im Rahmen der Projektträgerschaft durch die HIM GmbH durchgeführt.

U. a. wurde unter dem Gelände eine fast flächendeckende, auf dem Grundwasser aufschwimmende 70 cm mächtige Altöllinse festgestellt. Das ermittelte Schadstoffinventar setzte sich aus 300 t aufschwimmendem Altöl, ca. 900 t Schadstoffen in der wasserungesättigten Bodenzone und ca. 60 t Schadstoffen in der wassergesättigten Bodenzone zusammen. Insgesamt waren ca. 1.260 t unterschiedlicher Kohlenwasserstoffverbindungen (Altöl, Lösungsmittel und aromatische Kohlenwasserstoffe) vorhanden.

Als Sofortmaßnahme zur Gefahrenabwehr wurde im Frühjahr 1988 an fünf Brunnen Grundwasser entnommen, aufbereitet und das Öl - soweit damals möglich - abgeschöpft. Seit 1989 verhindert eine, das gesamte Gelände umschließende so genannte „Schmalwand“ die weitere Ausbreitung von Schadstoffen. Die ober- und unterirdischen, z. T. hochgradig mit Dioxinen und Furanen kontaminierten Anlagen der Pintsch-Oel GmbH wurden zurückgebaut, um die Bodensanierung durchführen zu können.

Die Erd- und Sanierungsarbeiten erforderten auf Grund der vorhandenen Schadstoffe (teilweise krebserzeugende Stoffe) und deren Konzentrationen (im Aushubbereich toxische Atmosphäre) erhebliche Aufwendungen zum Arbeits- und Emissionsschutz. Der Aushub des Bodens musste z.B. deshalb innerhalb einer Einhausung mit einem ferngesteuerten Bagger durchgeführt werden.

Die Gesamtkosten für das Projekt liegen bei ca. 103 Millionen DM (52,7 Millionen Euro). Diese hohen Kosten der Sanierung sind auf die Komplexität, Einzigartigkeit und das Ausmaß des Schadensfalles zurückzuführen. Es wurden dabei Sanierungsverfahren entwickelt und in der Praxis getestet, die heute weit über Hessen hinaus Anwendung finden.

Auf dem heutigen Betriebsgelände der ESWE Versorgungs-AG in der Weidenbornstraße wurde in der Zeit von 1887 bis 1947 ein Gaswerk betrieben. Im Jahre 1932 erfolgte eine vorläufige Außerbetriebnahme und kriegsbedingt konnte in den Jahren 1944 bis 1947 nur behelfsmäßig Gas auf dem Standort produziert werden. Die endgültige Stilllegung des Gaswerkes erfolgte 1947.

Aufgrund der nachgewiesenen Schadstoffpotentiale mussten auf einer Fläche von 6.500 m² mehr als 130.000 t belasteter Boden ausgehoben werden. Aufgrund der hohen Schadstoffkonzentrationen musste dieser Boden teilweise thermisch behandelt werden.

Die Gesamtsanierungskosten betrugen 6,42 Millionen Euro, von denen das Land Hessen im Rahmen der Altlasten-Finanzierung 4,98 Millionen Euro getragen hat. Die ursprünglich geschätzten Sanierungskosten konnten durch Optimierung während der Sanierungsphase um rund 3 Millionen Euro unterschritten werden. Nach 9-monatiger Sanierungsdauer wurden die Maßnahmen im September 2000 erfolgreich abgeschlossen.

Der Sanierungserfolg der Maßnahme wird eindrucksvoll durch die Entfernung von 35 t PAK, 4,400 t MKW und 240 kg Benzolen bestätigt. Die Restbelastungen auf dem Standort werden auf 400 - 600 kg PAK geschätzt, so dass rund 95 Prozent der Schadstoffe entfernt werden konnten. Im Zuge der Sanierung wurde eine Baugruben- und Grundwasserhaltung mit nachgeschalteter Wasserreinigung betrieben. Zur Sicherung der bis zu 13 m tiefen Baugrube wurden überschnittene Bohrpfahlwände und Trägerbohlwände eingebaut. Die Sanierung war die Grundlage für eine Neubebauung (Betriebsgebäude mit Tiefgarage) des ESWE-Geländes, so dass die Sanierungsarbeiten in enger Abstimmung mit der Neubauplanung stattfanden.

Nach Abschluss der Bodensanierung wurden zusätzliche Grundwassermessstellen errichtet. Das Grundwassermonitoring wurde noch bis Ende 2017 durchgeführt.

Auf dem ca. 20.000 m² großen, am Stadtrand von Bad Homburg gelegenen Gelände der ehemaligen Farbenfabrik Vossen wurden in der Zeit zwischen 1877 und 1958 chemische Bunt- und Mineralfarben sowie pharmazeutische Produkte hergestellt. Bei der damaligen Produktion kamen überwiegend diverse Säuren und Laugen, Farbrohstoffe in unterschiedlichen Arten und Formen, metallhaltige Farbpigmente, Imprägnierungsmittel, Öle und Fette sowie nichthalogenierte und halogenhaltige Lösungsmittel zum Einsatz. Zwischen 1951 und 1975 wurden die Fabrikanlagen auch von anderen Firmen genutzt. Das seit 1975 leer stehende Fabrikgebäude wurde 1978 eingeebnet. 1979 wurde das ehemalige Betriebsgrundstück verkauft und neu parzelliert. Ab 1981 wurde mit der Errichtung von Wohnhäusern begonnen. Bei Aushubarbeiten wurden Rückstände von Farben und Ansatzschlämme freigelegt.

Zwischen 1985 und 1993 wurden mehrfach Einzeluntersuchungen im Bereich einzelner Flurstücke im Auftrag der Eigentümer vorgenommen. Als Ergebnis der ersten Erkundung wurden Anfang Juli 1995 auf allen Wohngrundstücken Oberbodenmischproben entnommen und auf die standortrelevanten Schadstoffe untersucht. Danach stellten Arsen und Schwermetalle, insbesondere Blei, Chrom und Zink, die dominanten Schadstoffe im gesamten Standortbereich dar. Weiterhin zeigte die Bodenluftanalytik im östlichen Standortbereich deutlich erhöhte Gehalte an leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen (LHKW).Der über die Nutzungshistorie gegebene Verdacht auf produktionsbedingte Kontaminationen durch polychlorierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane (PCDD/PCDF) bestätigte sich ebenfalls.

Im April 2000 nahm die Grundwassersanierungsanlage ihren Betrieb auf. Die Bodensanierung der Wohngrundstücke erfolgt in den Jahren 2001/02 durch Bodenaustausch. Der kontaminierte Boden wurde auf eine für diese Abfälle zugelassene Deponie verbracht. Eventuell vorhandene Kontaminationen unter versiegelten öffentlichen Verkehrsflächen wurden nicht entfernt.

Auf dem ca. 15.000 m2 großen Gelände des städtischen Behördenzentrums am Berliner Platz in der Gießener Innenstadt wurde von 1856 bis 1959 ein Gaswerk zur Herstellung von Stadtgas betrieben. Beim Gaswerksbetrieb, aber auch aufgrund von Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges und durch den späteren Abbruch der Gaswerksgebäude im Jahre 1959, kam es zu Verunreinigungen des Bodens und des Grundwassers durch gaswerktypische Schadstoffe.

1992 übernahm die Stadt Gießen die Sanierungsverantwortlichkeit für das ehemalige Gaswerk. Da keine unmittelbare Außenwirkung und Gefährdung durch die festgestellten Boden- und Grundwasserbelastungen nachweisbar waren, wurde 1998 zwischen der Stadt Gießen und dem Regierungspräsidium Gießen vereinbart, diese Altlastensanierung im Rahmen und im Umfang eines zukünftigen Neubauprojektes durchzuführen. Auf Grundlage der Altlasten-Finanzierungsrichtlinie hat das Land Hessen die Sanierung mit bis zu 6,41 Millionen Euro bezuschusst.

Seit November 2005 wurden zunächst die oberirdischen Gebäudeteile des ehemaligen Behördenzentrums zurückgebaut. Die Sanierung der kontaminierten Bereiche auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerkes erfolgte im Rahmen des Ablaufs der Neubaumaßnahmen durch Aushub. Bei den im Rahmen der Neubaumaßnahme erforderlichen Erdarbeiten wurde mit umweltge­fährdenden Stoffen, hier in erster Linie mit polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), aromatischen Kohlenwasserstoffen (BTEX) und Phenolen umgegangen. Daher wurden umfangreiche Vorbeugungs-, Sicherungs- und Überwachungsmaßnahmen durchgeführt.

Ende des Jahres 2006 konnten die Aushubarbeiten und damit die Sanierung des ehemaligen Gaswerkes weitgehend abgeschlossen werden. Seit Abschluss der Sanierungsarbeiten wird das Grundwasser ständig überwacht, zeigt aber keine sanierungsrelevanten Schadstoffbelastungen.

Schlagworte zum Thema