Hände in schwarzen Gummihandschuhen halten eine kleine Fledermaus

Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat

Erstmalig erfolgreicher Nachweis in Hessen

Das Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) „Hirzwald bei Mittelbuchen“ ist ein wahrer Fledermaus-Hotspot, hier fühlen sich Arten wie Kleinabendsegler, Bechsteinfledermaus und Braunes Langohr wohl. Seit neuestem kann zu diesen Arten nun auch die in Hessen seltene Rauhautfledermaus gezählt werden. Im Rahmen einer Maßnahme des landesweiten Hilfsprogramms für windenergiesensible Arten ist erstmalig ein gesicherter Nachweis einer Rauhautfledermauskolonie in Hessen geglückt. „Der Fund dieser in Hessen stark gefährdeten Art in unseren Wäldern ist, besonders in Zeiten von Artenschwund und Klimakrise, eine tolle und erfreuliche Entwicklung. Jetzt gilt es, den bevorzugten Lebensraum der Fledermäuse langfristig zu erhalten, um diesen positiven Entwicklungstrend zu fördern“, erklärte Ministerin Hinz bei einem gemeinsamen Vororttermin mit der Stadt Hanau.

„Das zum ersten Mal eine Rauhautfledermauskolonie nachgewiesen werden konnte, zeigt, wie wichtig die gezielte Suche nach seltenen Arten ist“, bekräftigte Prof. Dr. Schmid, Präsident des Hessischen Landesamts für Naturschutz Umwelt und Geologie (HLNUG), das für das Monitoring bedrohter Arten in Hessen zuständig ist. „Die Kenntnis über ein Vorkommen ist die Voraussetzung für die gezielte Umsetzung von Schutzmaßnahmen.“

Wiedervernässung zur Stützung windenergiesensibler Fledermausarten

Für die windenergiesensible Rauhautfledermaus sind abwechslungsreiche, wassergeprägte Wälder ein besonders attraktiver Lebensraum. So besiedelt sie bevorzugt Waldgebiete in der unmittelbaren Umgebung zu Gewässern wie etwa Tümpel, Seen oder Weiher und nutzt den Luftraum im Bereich der Gewässer als Jagdgebiet. Durch die zunehmend trockenen Sommer in Folge der Klimakrise verliert die Art jedoch, wie viele andere Arten auch, zunehmend geeigneten Lebensraum. Aus diesem Grund werden im Rahmen des Hilfsprogramms für windenergiesensible Arten neben Maßnahmen zum Quartierschutz auch lebensraumverbessernde Maßnahmen wie Wiedervernässungen umgesetzt. Das kommt den Fledermausarten des Hilfsprogramms aber auch vielen weiteren Arten wie Erdkröte, Ringelnatter und Bechsteinfledermaus zugute. Im Bereich des FFH-Gebiets erfolgt das im Schulterschluss mit der Stadt Hanau. „Besonders mit Blick auf die zunehmend trockeneren Sommer, durch welche den Waldbäumen häufig zu wenig Wasser zur Verfügung steht, ist die geplante Wiedervernässungsmaßnahme zukunftsweisend. Daher freue ich mich sehr, dass das Land mit der Stadt Hanau einen sowohl für den Arten-, als auch Klimaschutz engagierten Kooperationspartner gefunden hat“, so Ministerin Hinz. Anschließend übergab sie der Stadt Hanau einen öffentlich-rechtlichen Vertrag, mit welchem das Land zusichert, die Umsetzung der seitens der Kommune in Federführung vorbereiteten Wiedervernässungsmaßnahme durch Bereitstellung von 100.000 € zu fördern. Damit werden die Gesamtkosten der Maßnahmenumsetzung vollständig vom Land übernommen.

„Wir freuen uns, dass mit der Förderung der Wiedervernässung ein wichtiger Schritt zum Erhalt der alten Wälder getan wird“, sagte Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri, der den Förderbescheid entgegennahm. „Im Hirzwald wurden durch die Stadt Hanau bereits  2005 größere Flächen aus der forstlichen Nutzung herausgenommen, um durch den Erhalt von Altbäumen und Totholzstrukturen im Lebensraum Wald die Artenvielfalt und Vielfalt von Biotopstrukturen zu fördern“, berichtete er.  Der Lebensraum Hirzwald, habe durch die Trockenheit der letzten Jahre jedoch besonders stark gelitten. „Die durch die geplante Maßnahme erwartete Zustandsverbesserung des Waldes dient gleichzeitig der Förderung des Fledermausbestandes. Wir setzen große Hoffnungen auf die langfristig positiven Auswirkungen durch das Wiedervernässungsprojekt sowie auf den Erhalt und die Zukunftsfähigkeit des Hirzwaldes!“, sagte Bieri.

Hautnah dabei: mit Fledermausdetektor und Netzfang

Ein besonderes Highlight des Termins war das seitens des Instituts für Tierökologie und Naturbildung aufgestellte Netz zum Fang von Fledermäusen. So war es den Teilnehmenden des Termins möglich, einen spannenden Einblick in die Methodik der Fledermauserfassung zu gewinnen. Zudem kamen Fledermausdetektoren zum Einsatz, mit welchen die Rufe der Tiere erfasst und noch direkt vor Ort ausgewertet werden konnten.

Hintergrund:

Der Verlust geeigneten Lebensraums sowie eine geringe Nahrungsverfügbarkeit stellen für die windenergiesensible Art, wie für viele andere Arten auch, ein maßgebliches Problem dar. Daher sollen im Rahmen des Hilfsprogramms für windenergiesensible Arten Lebensräume außerhalb von Windvorranggebieten aufgewertet und so sichergestellt werden, dass diese Habitate langfristig für die jeweils betrachtete Art geeignet bleiben. Ein solches, im Rahmen des Programms geplantes Projekt ist die Wiedervernässung einer Waldfläche im FFH-Gebiet „Hirzwald bei Mittelbuchen“.

Weitere Informationen zum Schutz windenergiesensibler Arten unter: https://umwelt.hessen.de/Naturschutz/Arten-und-Biotopschutz/windenergiesensible-Arten

Informationen zur Verbreitung von Fledermäusen in Hessen unter: https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/steckbriefe-gutachten-mehr/fledermaeuseÖffnet sich in einem neuen Fenster

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