Ein wichtiger Sektor, in dem erhebliche Mengen an natürlichen Ressourcen verbraucht werden, ist der Bausektor. Nun hat das hessische Umweltministerium ein Gutachten vorgelegt, das am Beispiel des Rathauses Korbach aufzeigt, wie ressourcenschonendes Bauen funktionieren kann. „Hier muss sich dringend etwas bewegen. Denn die Gewinnung der Ressourcen für den Bau ist mit Eingriffen in Natur- und Landschaft verbunden. Zudem werden auch Baumaterialien immer knapper und teurer. Wir brauchen deshalb eine Entwicklung hin zur Kreislaufwirtschaft im Baubereich“, erklärte Staatssekretär Oliver Conz anlässlich der Veröffentlichung des Gutachtens.
Allein in Deutschland werden jährlich 544 Millionen Tonnen mineralischer Rohstoffe abgebaut und zur Herstellung von Baustoffen verwendet. Gleichzeitig stellen Abfälle aus dem Bausektor mit ca. 231 Millionen Tonnen pro Jahr rund 55% der Abfälle in Deutschland dar.
Deshalb wird das Thema ressourcenschonendes Bauen in der Ressourcenschutzstrategie des Landes aufgegriffen. Modellprojekt ist das Rathaus Korbach. Das mittelalterliche Rathaus wurde saniert, der Erweiterungsbau aus den 60er Jahren zurückgebaut und die Ressourcen beim Neubau wiedereingesetzt. Gemeinsam mit der Stadt Korbach konnte modellhaft gezeigt werden, wie das beim Gebäudeabbruch anfallende Material als sogenannte urbane Mine ressourcenschonend in den Neubau integriert werden kann.
6.000 Tonnen Baumaterial wurden beim Neubau wiedereingesetzt
Mit dem Urban Mining Konzept für das Rathaus Korbach konnten aus dem zurückgebauten Bestand 9.848 Tonnen mineralisches Material zurückgewonnen werden, 61%, also mehr als 6.000 Tonnen, wurden direkt im Neubau wiedereingesetzt. Rund 1.000 Tonnen wurden hochwertig recycelt und im Beton für Tragwerk und Fassade eingesetzt. Mit weiteren 5.000 Tonnen wurde die Baugrube gefüllt und das Planum hergestellt. Mehr als 3.800 Tonnen wurden darüber hinaus der externen Verwertung zugeführt.
Das zukunftsweisende kreislaufgerechte Bauen verursacht geringfügig höhere Investitionskosten für hochwertige, langlebige und zirkuläre Materialien. Im Modellprojekt betrugen diese Mehrkosten 1,5% in Bezug auf die Gesamtbaukosten.
„Ziel des nun vorgelegten Gutachtens zum Bauprojekt ist es, allgemeingültige Methoden zur Schaffung geschlossener Stoffkreisläufe im Hochbau zu entwickeln, die dazu beitragen dauerhaft Primärrohstoffe zu schonen“, erklärte Staatssekretär Oliver Conz. Das Gutachten ist so verfasst, dass die Methodik auf andere Bauvorhaben übertragen werden kann, um die Kreislaufwirtschaft im Hochbau zu fördern. Das Gutachten soll auch dabei helfen, perspektivisch Leitlinien für ressourcenschonendes und kreislaufgerechtes Bauen im Hochbau für Hessen zu entwickeln und damit Standards zur Senkung der Ressourcenverbräuche am Bau voranzutreiben.
Das Gutachten wurde vom Hessischen Umweltministerium finanziert und begleitete die Planungs-, Abriss und Neubauerstellung des Erweiterungsbaus des Rathauses Korbach von 2018 bis 2021. Es ist hier abrufbar.Öffnet sich in einem neuen Fenster