Das Bingenheimer Ried ist unter Naturliebhabern mittlerweile bundesweit bekannt. Seit 2021 haben sich hier die Bestände von seltenen Wiesenvogelarten entgegen dem Bundestrend erholt. Umweltstaatssekretär Oliver Conz hat das Projekt heute besucht und den Projektverantwortlichen Walter Schmidt für seine langjährigen Verdienste geehrt.
„Das Bingenheimer Ried ist ein ganz besonders wichtiger Ort für den Schutz von bestandsbedrohten Wiesenbrütern wie Kiebitz oder Bekassine und inzwischen auch für seltene Entenarten von bundesweiter Bedeutung“, betonte der Staatssekretär. „Im Jahr 2020 wurden dort nur zwölf Reviere der Kiebitze gezählt, die kaum Nachwuchs flügge bekamen. Doch schon 2021 waren es 20 Reviere und 2022 bekamen 60 brütende Weibchen Nachwuchs. Insgesamt 95 flügge Jungtiere konnten gezählt werden. Damit lebt mehr als die Hälfte des Gesamtbestandes der Kiebitze Hessens in diesem Schutzgebiet.“
Möglich wurde der Erfolg durch die konsequente Verbesserung des Zaunes um das Schutzgebiet. Der alte Weidezaun wurde auf Anregung der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) durch einen Elektrozaun ersetzt. Die Wiesenbrüter profitierten von dem lückenlosen Schutz vor Beutegreifern wie dem Fuchs, dem vorwiegend nachtaktiven Waschbären sowie dem ebenfalls aus Nordamerika stammenden Mink. Versuche mit intensiver Bejagung dieser Arten waren zuvor erfolglos geblieben.
Besonderes Engagement wird mit Gold geehrt
Mitinitiator des stabilen Schutzzauns war Walter Schmidt vom Forstamt Nidda, der als Funktionsbeamter Naturschutz auch für zahlreiche weitere Naturschutz- und FFH-Gebiete der Wetterau zuständig ist.
„Walter Schmidt setzt sich seit vielen Jahren hochengagiert für den Naturschutz ein. Er ist in der Wetterau, in Hessen und darüber hinaus zum Inbegriff für anpackenden und erfolgreichen Naturschutz geworden. Nur dank seines Einsatzes und seiner vorbildlichen Zusammenarbeit mit dem ehrenamtlichen Naturschutz und der Landwirtschaft vor Ort konnte das Vorhaben hier im Bingenheimer Ried so schnell realisiert werden“, sagte Oliver Conz. „Ich freue mich ihm heute persönlich die höchstverdiente Ehrenplakette in Gold für seine Verdienste zu übergeben.“
Hintergrund
Das Naturschutzgebiet Bingenheimer Ried liegt in der Horloff-Aue westlich von Bingenheim, einem Ortsteil der Gemeinde Echzell im Wetteraukreis. Es gehört zum Landschaftsschutzgebiet Auenverbund Wetterau im europäischen Schutzgebiets-Netzwerk Natura 2000 und ist dort Bestandteil des FFH-Gebiets „Grünlandgebiete in der Wetterau“. Das 1985 als NSG ausgewiesene Bingenheimer Ried ist das Herzstück des Auenverbundes Wetterau und ein wichtiges Naturschutzgebiet in Hessen.
Das 83 Hektar große Ried ist ein ideales Brutgebiet für seltene Vogelarten wie das Zwergsumpfhuhn, das kleine Sumpfhuhn, Knäkenten, Löffelenten, Weißstörche und Grauammern sowie Rastgebiet für durchziehende Vögel wie Kampfläufer, Rotschenkel und Grünschenkel. Die Feuchtwiesen des Schutzgebietes beherbergen weitere seltene Tierarten wie die Knoblauchkröte, den Kammmolch sowie ca. 40 Libellenarten. Das Naturschutzgebiet wird durch Beweidung überwiegend mit Rindern gepflegt.
1991 wurde eine regelbare Stauwehr errichtet, damit sich in Herbst, Winter und Frühling Überflutungsflächen bilden können, die nach der Brutzeit abgelassen werden. Ein Beobachtungsturm, der 1996 errichtet wurde, ermöglicht die Tierwelt ohne Störung zu beobachten. Nach dem Vorbild eines kleineren Schutzgebietes bei Reichelsheim (ebenfalls Wetterau) und der dort erzielten Bruterfolge durch eine Einzäunung wurde auch im Bingenheimer Ried in den Jahren 2021 und 2022 mit Landesmitteln ein Elektrozaun als Schutz der Wiesenbrüter vor Prädatoren, also vor Beutegreifern, wie Fuchs oder Waschbär, gebaut.