„Im letzten Jahr wurde fast überall in Hessen der Grenzwert für Stickoxid eingehalten. Das hat mit dem verringerten Verkehr während des Lockdowns zu tun, aber wir können auch feststellen, dass ergriffene Maßnahmen in den Städten ihre Wirkung zeigen: Mehr Fahrradwege, bessere ÖPNV-Anbindungen, Park&Ride-Parkplätze, intelligente Ampelsysteme. Das alles trägt zu besserer Luft bei und macht außerdem unsere Städte attraktiver. Diese Maßnahmen für eine Verkehrswende in den Städten sind nach wie vor wichtig. Gleichzeitig hoffe ich, dass wir nach der Pandemie ein reduziertes Verkehrsaufkommen beibehalten können. Wenn es auch in Zukunft möglich bleibt, öfter im Homeoffice zu arbeiten und die ein oder andere Konferenz online durchzuführen, bedeutet das auch weniger Pendeln, weniger Reisen, weniger Stickoxide und weniger CO2. Die Entwicklung dahin werden wir als Landesregierung begleiten und unterstützen“, sagte heute Umweltministerin Priska Hinz anlässlich der Veröffentlichung der Stickstoffdioxid-Werte für 2020.
Was schon die vorläufige Auswertung gezeigt hat, bestätigt nun die endgültige Bilanz des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG): Die Belastung mit Stickstoffdioxid in Hessen ist im Jahr 2020 deutlich gesunken.
Im Mittel über alle Messstellen nahm die NO2-Konzentration um circa sechs Mikrogramm pro Kubikmeter ab, was einem Rückgang von etwa 18 Prozent gegenüber 2019 entspricht. Während an den Messstationen in ländlichen Gebieten die Werte im Vergleich zu 2019 im Schnitt um etwa 13 Prozent sanken, war die Abnahme in den Städten mit 19 Prozent im Mittel weitaus größer. Dies bedeutet insbesondere für die Städte, in denen die Einhaltung der NO2-Grenzwerte in den letzten Jahren eine große Herausforderung war, eine erhebliche Verbesserung der lufthygienischen Situation.
„Diese Entwicklung ist sehr erfreulich – allerdings ist ein Teil des NO2-Rückgangs sicherlich auf die beiden Corona-Lockdowns zurückzuführen: weniger Verkehr, weniger Emissionen,“ so HLNUG-Präsident Prof. Dr. Thomas Schmid. „Ob sich der rückläufige Trend nach der Corona-Krise weiter fortsetzt, wird erst mit den Ergebnissen von 2022 zu beurteilen sein. Die Maßnahmen zur Verbesserung der Luft in den Städten sollten deshalb nicht vorschnell beendet, sondern langfristig fortgesetzt werden.“
Entwicklung an den „Verkehr-Hotspots“ in den Städten
An den verkehrsbelasteten Messstellen in Darmstadt sanken die NO2-Werte um zwölf Mikrogramm pro Kubikmeter, was einen Rückgang von 26 Prozent im Vergleich zu 2019 bedeutet. Dadurch lag in Darmstadt nun nur noch eine Messstelle in der Hügelstraße knapp über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel. An den verkehrsnahen Messstellen in Frankfurt nahm die NO2-Belastung um 22 Prozent (10 µg/m3) ab, alle Messstellen hielten den Grenzwert ein. Am Mainkai betrug der Rückgang im Schnitt sogar knapp 40 Prozent, bedingt durch die vorübergehende Einrichtung einer Fußgängerzone – ein eindeutiger Beleg für den Einfluss des Straßenverkehrs auf die NO2-Werte. Auch in Limburg fiel die Reduktion der NO2-Werte deutlich aus, wenn auch nicht ganz so stark: An den verkehrsnahen Messstellen sank die Konzentration im Vergleich zum Vorjahr im Mittel um etwa sieben Mikrogramm pro Kubikmeter (16 Prozent). Damit liegt nur noch eine Messstelle in der Schiede oberhalb des Grenzwerts. In Offenbach (ca. -15% bzw. -6 µg/m3) und Wiesbaden (ca. -17% bzw. -8 µg/m3) lagen die höchstbelasteten Messstellen 2020 bei 39 Mikrogramm pro Kubikmeter (Offenbach Mainstraße) bzw. 37 Mikrogramm pro Kubikmeter (Wiesbaden Ringkirche), womit der Grenzwert an allen Messstellen eingehalten wurde. Einen besonders ausgeprägten Rückgang der NO2-Konzentration gab es inAlsfeld: Dort sanken die Werte – auch durch eine baustellenbedingte Verkehrsänderung – sogar um 46 Prozent (18 µg/m3), so dass es 2020 keine Grenzwertüberschreitung mehr gab. In allen anderen Städten wurden die Grenzwerte auch vorher schon eingehalten.
Hintergrund
Das HLNUG überwacht die Einhaltung der Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) landesweit an besonders vielen Messstellen. 2020 wurden erneut über 60 Messstellen für NO2betrieben, wobei die 37 kontinuierlich betriebenen Luftmessstationen durch zahlreiche Passivsammler-Messstellen ergänzt werden. Bereits 2019 war die NO2-Belastung an vielen hessischen Messstellen gegenüber dem Vorjahr überdurchschnittlich zurückgegangen.