Vier Feldhamster leben nun wieder frei auf Langgönser Feldern. Die meerschweinchengroßen Nager wurden von Umweltministerin Priska Hinz gemeinsam mit den Experten der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) ausgewildert. „Wir schützen die Artenvielfalt und damit auch unser Leben und unsere Zukunft. Feldhamster sind eine früher in Hessen weit verbreitete Art, die mittlerweile vom Aussterben bedroht ist. Mit unseren Feldflurprojekten wollen wir die Entwicklung umkehren und Feldhamstern in Hessen wieder eine Heimat geben“, so die Umweltministerin.
Feldliebe: Hessische Familie kann Artenschutz erleben
Mit dabei bei der Auswilderung war auch Familie Lohmüller. Die Familie hatte sich an der Feldliebe Kampagne des Hessischen Umweltministeriums beteiligt, die auf die bedrohten Arten auf heimischen Wiesen und Feldern aufmerksam macht: „Wir freuen uns sehr diese besonderen Tiere von der Nähe zu sehen und für uns als Familie ein kleines Stück aktiven Naturschutz zu erleben.“ Die Familie konnte auch die Artenschutzstation der AG Feldhamsterschutz in Langgöns besuchen, in der die beim Termin ausgewilderten Tiere aufgezogen wurden. In einem ehemaligen Schweinestall werden Feldhamster aus den Wildvorkommen Langgöns und Pohlheim miteinander verpaart und die Nachkommen ausgewildert. So sollen die getrennten Populationen von Langgöns und Pohlheim verbunden und für Nachwuchs gesorgt werden. „Wir verknüpfen gezielt zwei genetisch voneinander isolierte Populationen miteinander und wildern die Nachkommen auf einer hamsterfreundlich bewirtschafteten Fläche aus“, so Dr. Tobias Erik Reiners, Vorsitzender der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz. Insgesamt konnten im letzten Jahr zwölf Jungtiere erfolgreich aufgezogen werden. In diesem Jahr sind sogar schon über zwanzig Jungtiere geboren worden. „Die Experten der HGON leisten beim Feldhamsterschutz und der Nachzucht großartige Arbeit“, betonte die Ministerin.
Wichtig ist die Nachzucht, weil es aktuell nur noch zehn von ehemals 58 Populationen des Feldhamsters in Hessen gibt. Warum die Feldhamsterbestände zurückgegangen sind, ist ein vielschichtiges Problem. Der Lebensraum der Hamster hat sich in Form von immer größeren Feldern der modernen Landwirtschaft verändert, auch die Ernte ist nach vorn gerückt. Durch das rasche Ernten mit großen, effizienten Maschinen verlieren die bunten Nager auf einen Schlag Deckung und Nahrung. „Ein weiteres großes Problem ist aber die geringe Nachkommenzahl im Jahr pro Hamsterweibchen“, so Dr. Reiners. Diese ist unter anderem auf das einseitige Nahrungsspektrum in großen Monokulturen und den Verlust vieler Jungtiere während der Erntezeit zurückzuführen. Aber auch die Vereinzelung der Vorkommen bspw. durch die Zerschneidung des Lebensraumes durch Straßen oder Gewerbegebiete stellt ein Problem für die Tiere dar. Den Problematiken wirken HGON und Umweltministerium mit der gezielten Nachzucht und mit den Feldflurprojekten entgegen.