Belebungsbecken in der Kläranlage Schlitz

Phosphorrückgewinnung

Gesetzliche Pflicht zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm

Am 3. Oktober 2017 ist die Verordnung vom Deutschen Bundestag zur Neuordnung der Klärschlammverwertung in Kraft getreten. Die bodenbezogene Klärschlammaufbringung wird weitgehend beendet und eine Pflicht zur Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm eingeführt. Die Neufassung der Verordnung sieht vor, dass nach einer Übergangsfrist von 12 Jahren bzw. 15 Jahren für Kläranlagen über 100.000 bzw. über 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern Phosphor aus dem Abwasser, dem Klärschlamm oder der Klärschlammasche zurückgewonnen werden muss. Kleineren Abwasserbehandlungsanlagen ist es weiterhin unter strengen Bedingungen erlaubt, den Klärschlamm auf die Felder zu bringen.

Der fachübergreifende Arbeitskreis Phosphor im Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat hat Hinweise zur PhosphorrückgewinnungÖffnet sich in einem neuen Fenster erarbeitet, die einen Überblick über Pflichten, Fristen und Optionen geben. 

Technische Umsetzung der Phosphorrückgewinnung

Auf dem Markt existieren bereits vielfältige Phosphorrückgewinnungsverfahren. Die Wahl des Verfahrens richtet sich stark nach den regionalen und örtlichen Gegebenheiten vor Ort. Wesentliche Kriterien für die Bewertung des Rückgewinnungsverfahrens und Kreislaufführung des Pflanzennähstoffs Phosphor sind der Nährstoffreichtum, die Pflanzenverfügbarkeit und die Schadstoffarmut des Rezyklats.

Eine Übersicht der Technologien finden Sie auf der Internetseite der Deutschen Phosphor-Plattform DPP e. V.Öffnet sich in einem neuen Fenster

Um die Betreiber kommunaler Kläranlagen in Hessen beim Aufbau der Infrastruktur zur Phosphorrückgewinnung zu unterstützen, hat das Ministerium ein Förderprogramm aufgelegt. Mit ihm können Demonstrationsvorhaben sowie Machbarkeitsstudien gefördert werden. Weitere Informationen siehe unten unter „Förderungen“.

Seit dem Jahr 2017 kann das Hessische Umweltministerium Demonstrationsprojekte zur Phosphorrückgewinnung sowie Machbarkeitsstudien für regionale und interkommunale Lösungen in Hessen fördern. Im Haushaltsplan 2022 stehen hierzu liquide Mittel in Höhe von 5 Mio. Euro sowie Verpflichtungsermächtigungen für die Jahre 2023 und 2024 von insgesamt ebenfalls 5 Mio. Euro zur Verfügung.

Die Mittel können verwendet werden für Zuweisungen anKommunenundkommunale Zweckverbände.

Förderfähig sind:

  • Großtechnische Demonstrationsvorhaben zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm und Klärschlammaschen
  • Machbarkeitsstudien zur Entwicklung regionaler Konzepte zur Phosphorrückgewinnung

Nicht gefördert werden:

  • Neue Verbrennungsanlagen
  • Zwischenlagerung von Klärschlamm-Verbrennungsaschen
  • Versuchsanlagen

Voraussetzungen:

  • Kein Vorhabenbeginn vor Förderbescheid
  • Antrag mit Projektbeschreibung und Finanzierungs- und Kostenplan

Förderquote:

bis zu 50 % der zuwendungsfähigen Ausgaben

Folgend finden Sie die abgeschlossenen Machbarkeitsstudien zur Entwicklung regionaler Konzepte zur Phosphorrückgewinnung in Hessen:

Für das Gelingen des schnellen und möglichst umfassenden Ausstiegs aus der bodenbezogenen Klärschlammverwertung ist die Sensibilisierung der Akteure für die eigene Betroffenheit und das Erkennen des Handlungsbedarfs von besonderer Bedeutung. Um dies zu erreichen, werden auf verschiedenen Ebenen Informationen, Problemstellungen und Lösungsansätze kommuniziert. Bereits seit Sommer 2016 hat das hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat einen Phosphordialog in Hessen etabliert. Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch für die an der Schließung des Stoffkreislaufes Phosphor beteiligten hessischen Akteure (insbesondere den Betreibern von Kläranlagen, Klärschlammverbrennungs- und Phosphorrückgewinnungsanlagen). Dazu gehören die Entwicklung gemeinsamer, regional angepasster Lösungsansätze und die Identifizierung geeigneter Demonstrationsprojekte für die großtechnische Umsetzung der Phosphorrückgewinnung in Hessen. Für Informationen zu den Veranstaltungen und wenn Sie Interesse an fachlichen Unterlagen zu den Phosphordialogen der vergangenen Jahre haben, wenden Sie sich bitte an das Referat I 1 "Internationale Zusammenarbeit, Planungsangelegenheiten, fachübergreifende Umweltangelegenheiten".

Hessischer Phosphordialog

Rund 100 Branchenvertreterinnen und -vertreter – insbesondere aus kommunalen Kläranlagen - haben am 03.12.2024 am Hessischen Phosphordialog in Gießen teilgenommen. Die vom Hessischen Umweltministerium gemeinsam mit der Deutschen Phosphor-Plattform DPP e.V. organisierte Fachveranstaltung „Regionales Phosphor-Recycling in Hessen – Business to Business“ bot den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen umfassenden Überblick darüber, welche Pflichten aus der 2017 in Kraft getretenen Novelle der Klärschlammverordnung auf sie zukommen und wie sich der Weg zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm gestalten kann.

Neben den rechtlichen Rahmenbedingungen und technischen Möglichkeiten standen regionale Projekte im Fokus, anhand derer die Herausforderungen skizziert wurden, die auf dem Weg von der Idee über die Projektplanung bis zur Umsetzung zu bewältigen sind. Das Format der B2B-Gespräche bot viele Möglichkeiten zur Vernetzung der Kommunen untereinander und mit Verfahrensgebern für Phosphorrückgewinnungstechnologien.

Die Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm ist ein Thema, mit dem sich alle kommunalen Klärschlammerzeuger auseinandersetzen müssen, denn für sie alle greift die Phosphorrückgewinnungspflicht ab 2029, sofern ihr Klärschlamm einen Phosphorgehalt von mindestens 20 g je kg Trockenmasse (TM) enthält.

Der Hessische Weg zum Phosphorrecycling von Simone Apitz, Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und VerbraucherschutzÖffnet sich in einem neuen Fenster

Bericht nach § 3a AbfKlärV – Erste Ergebnisse über die geplanten und eingeleiteten Maßnahmen zur Phosphorrückgewinnung von Gabriela Walper, Regierungspräsidium KasselÖffnet sich in einem neuen Fenster

P-Rückgewinnung: aktuelle Verfahrensübersicht von Tabea Knickel, Deutsche Phosphor-Plattform DPP e.V.Öffnet sich in einem neuen Fenster

Klärschlammverwertung und Phosphorrecycling für die Region Nord-Ost-Hessen (RePhoNOH) - eine Machbarkeitsstudie von Prof. Dr.-Ing. Ulf Theilen, Technische Hochschule MittelhessenÖffnet sich in einem neuen Fenster

Regionale Machbarkeitsstudie des Landkreises Fulda zur Klärschlammverwertung von Roland Hilfenhaus, RES RhönEnergie Effizienz + Service GmbHÖffnet sich in einem neuen Fenster

Wirksamkeit von verschiedenen P-Rezyklaten im Pflanzenversuchbiv von Dr. Fabian Jacobi, Landesbetrieb Hessisches LandeslaborÖffnet sich in einem neuen Fenster

Belastet eine Phosphor-Düngung mit Rezyklaten aus Klärschlamm unsere Nahrungsmittel mit Schwermetallen? von  Prof. Dr. Diedrich Steffens, Justus-Liebig-Universität GießenÖffnet sich in einem neuen Fenster

Stillstand fürs Phosphorrecycling 2029? – Kommunaler Verbund im Odenwald will schon 2024 bis zur Pflanze von Gunnar Krannich, Abwasserverband Mittlere MümlingÖffnet sich in einem neuen Fenster

Großtechnisches Demonstrationsvorhaben zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm auf dem Klärwerk Schlitz als regionales Konzept für den ländlichen Raum von Dipl.-Ing. Frank Jahn, Stadtwerke SchlitzÖffnet sich in einem neuen Fenster

Sachstand zum Umbau und zur Modernisierung des Müllheizkraftwerk Darmstadt: Integration einer Klärschlamm-Monobehandlungsanlage mit Aschekonfektionierung von Cornelius Ohland, Zweckverband Abfallverwertung SüdhessenÖffnet sich in einem neuen Fenster

Phosphortalk 2022

Unter dem Thema „Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm und Klärschlammasche! Wo stehen wir? – Wo wollen wir hin?“ hat am 24.11.2022 der Phosphortalk digital sattgefunden.

Maispflanzen auf einem Acker.

Düngung mit

Phosphorrezyklaten

für landwirtschaftliche Kulturpflanzen

Der Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) hat 2017 im Auftrag des Hessischen Umweltministeriums in einem Gefäßversuch die Pflanzenverfügbarkeit von Recyclingphosphaten in einem Leistungsvergleich zu Triple Superphosphat (TSP) sowie im Vergleich zu Klärschlamm durchgeführt. Es wurden vier Rezyklate und zwei Klärschlämme in die Versuchsreihe aufgenommen.

In einer zweiten Versuchsreihe wurde 2021 ein noch breiteres Spektrum untersucht. Die Rezyklate unterschieden sich zum Teil deutlich in ihrer Düngewirkung. Ferner konnte gezeigt werden, dass die  Wasserlöslichkeit des Phosphats im Rezyklat für eine Prognose der Düngewirksamkeit kein geeigneter Indikator ist. Lesen Sie mehr dazu im Abschlussbericht „P-Düngewirksamkeit von Klärschlamm-Rezyklaten“.

Neben dem Nachweis, dass Phosphorrezyklate als Düngemittel geeignet sind, müssen für deren tatsächlicher Anwendung in der Landwirtschaft Absatz- und Vermarktungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Zu diesem Zweck wurde ein Fachgutachten in Auftrag gegeben, das Vermarktungsstrukturen von Düngemitteln und Düngemittelkomponenten darstellt sowie Potentiale bei der Entwicklung neuer Wege zur regionalen Wertschöpfung bei der Verwendung von Recyclingphosphaten sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Landbau aufzeigt.

Eine weitere Untersuchung befasst sich mit der Frage, ob durch die Düngung mit Phosphorrezyklaten die Schwermetallkonzentration in essbaren Pflanzenteilen erhöht ist, so dass eine Gefahr für Tier und Mensch bestehen könnte. Das Institut für Pflanzenernährung an der Justus-Liebig-Universität Gießen kommt in seinem Abschlussbericht zu dem Ergebnis, dass bei keiner der untersuchten Pflanzenproben eine signifikante Überschreitung der Höchstgehalte gemäß der EU-Verordnung 2023/915 an Cadmium, Arsen und Blei festgestellt wurde. Weitere Ergebnisse finden Sie im Abschlussbericht zum Vorhaben „Bestimmung der Schwermetallkonzentrationen in generativen Pflanzenteilen nach P-Düngung in Form von P-Rezyklaten aus Klärschlamm“.